Reisen

Neben der Spur

Neben der Spur, Norwegen, Foto: Martin Hülle

Einige Jahre waren seit meiner letzten Skitour im hohen Norden mittlerweile vergangen. Umso mehr freute ich mich im März darauf, endlich mal wieder loszuziehen in die weiße Weite.

Zu zweit hatten wir uns eine durchaus anspruchsvolle, aber ebenso machbare Strecke durch die norwegische Bergwelt ausgeguckt. Genauer: Eine Winterwanderung von Tyinkrysset südwärts zuerst durch Skarvheimen bis nach Finse und von dort vorbei am Gletscher Hardangerjøkulen und weiter über die Hardangervidda bis nach Haukeliseter.

Die Vidda kannte ich dabei nur allzu gut, aber Skarvheimen würde Neuland für mich sein. Trotz aller Erfahrung war ich nach der langen Zeit der Abstinenz daher etwas aufgeregt und durchdachte in der Vorbereitung akribisch alle Routenoptionen, Ausrüstungsfragen und logistische Herausforderungen.

Aber endlich mal wieder die langen Latten unter die Füße zu schnallen, unsere Spuren durch den Schnee zu ziehen und bei Wind und Wetter gemütlich im Zelt zu sitzen, sollte bestimmt ein weiteres fantastisches Erlebnis werden. Schließlich ist eine Skiwanderung immer etwas ganz besonderes …

Doch dann verlief unser Winterabenteuer völlig anders als geplant. Die Zeit zwischen Schneefall, defektem Equipment und dem Ziel, zumindest „irgendwo“ heile anzukommen, schildert folgende Auflistung der Ereignisse:

Tag 0
Dank eines Streiks am Berliner Flughafen erreichten wir Norwegen erst mit einem Tag Verspätung. Nach einer Nacht in einem Hotel in Oslo nehmen wir den Bus nach Tyinkrysset. Stundenlang zieht die tief verschneite Landschaft an uns vorbei. Der Schnee glitzert in der Sonne und wir sind voller Tatendrang. An der Bushaltestelle in Tyinkrysset ziehen wir uns die Ski-Klamotten an und packen die Pulka-Schlitten. Im nahen Intersport kaufen wir ein paar Liter Benzin für den Kocher und so haben wir die Chance, noch am Nachmittag die ersten Schritte in die Berge zu tun. Wir folgen einer Motorschlitten-Piste durch eine Hüttensiedlung teils steil empor gen Børrenøse. Pünktlich bevor die Dämmerung hereinbricht, erreichen wir die Baumgrenze und darüber flachere Stellen. Geschwind steht das Zelt, während die Sonne untergeht und die Kälte immer kälter wird.

Tag 1
Am Morgen sind es im Zelt minus 12 Grad. Aber sobald die Sonne wieder hervorkommt, wird es warm. Zuerst geht es noch weiter knackig bergauf, bevor es am Vesleåntjernet und Tenlefjorden flacher wird. Bis zur Sulebu steigt das Gelände dann aber nochmals ein Stück an. Wir erreichen die Hütte zur späten Mittagszeit. Und bereits jetzt schlägt das Wetter um. Die Vorhersage hatte eigentlich bis zum Abend gute Bedingungen versprochen, doch nun ziehen Wind und Schneefall schon früher auf. In der Sulebu warten wir erstmal ab. Aber da es immer stürmischer wird, entscheiden wir uns dazu, nicht weiterzugehen und irgendwo im garstigen White-Out erneut das Zelt aufschlagen zu müssen, sondern eine Nacht in der Hütte zu verbringen. Am Abend ist es schwierig, im Schein der Stirnlampe das Klo-Haus zu finden – außer wildem Schneegestöber ist nichts zu erkennen. Wir sind froh über unseren Entschluss und wärmen uns lieber am kleinen Ofen und dem knisternden Feuer.

Tag 2
Keine Wetterbesserung. Der Wind bläst stetig aus der Richtung, in die wir laufen müssten. Wir harren aus, zögern und bleiben erneut. Holzscheit um Holzscheit wandert in den Ofen. Wir lesen, schauen aus den Fenstern und sehen zu, wie wir nach der verzögerten Anreise schon jetzt einen weiteren Tag verlieren. Aber das unablässige Schneetreiben erleichtert uns die Entscheidung. Wir haben uns auf früheren Touren schon so oft durch solches Wetter gekämpft, sodass wir nun keine Lust dazu haben und lieber bei besseren Voraussetzungen mehr Strecke machen.

Tag 3
Windstille, wolkenloser Himmel, Sonne. Voilà, geht doch! Früh sind wir auf den Beinen, blicken frohen Mutes dem Tag entgegen und ziehen bald darauf endlich weiter. Hinauf zum Pass Suleskaret zwischen Suletinden und Sulefjellet kommen wir schnell ins Schwitzen. Es folgt ein stetes Auf und Ab, das ich bald in Unterhemd und ohne Handschuhe absolviere. Frühlingshafte Wärme bringt der Tag. Aber so schaffen wir ohne größere Hindernisse ein gutes Stück Weg und bauen das Zelt oberhalb des Mørkedalen auf, in dem wir morgen eine Straße werden queren müssen, bevor es tiefer hineingeht in die Region Skarvheimen.

Tag 4
In der Nacht höre ich Christian neben mir rumwerkeln. Ich denke mir nicht viel dabei und schlafe weiter. Doch am Morgen die Ernüchterung: Es war seine Isomatte, die er wieder aufpumpen musste. Auch in der Früh ist sie erneut platt. Mmh, ein Loch oder ein undichtes Ventil? Im Zelt finden wir die Ursache nicht, von Abhilfe und Reparatur ganz zu schweigen. Wir packen erstmal zusammen und steigen ab ins Tal zur kleinen Skarvheim-Hütte des DNT. Bis dahin reift in Christian der Entschluss, die Tour hier abzubrechen und einen Bus zurück nach Oslo zu nehmen. Irgendwo eine neue Matte aufzutreiben, bedeutet ihm zu viel weiteren Zeitverlust. Also stehe ich urplötzlich alleine da, muss mich neu fokussieren und von nun an solo weiterziehen. Ich übernehme das große Zelt, das gesamte Benzin. Alles geht recht fix. Am späten Mittag kommt der nächste Bus vorbei. Danach Stille. Um schnell in meinen jetzt ganz eigenen Tritt zu kommen, marschiere ich umgehend weiter. Steil empor durch den Canyon eines Bachlaufs komme ich bei feucht-warmen Plusgraden rasch auf andere Gedanken. Zum Glück werde ich von Regen verschont, aber der Winter ist hier gerade sehr trostlos. Ich ackere und schwitze mich in die Höhe. Die Sicht ist mäßig. Am Rande des Starsjøen errichte ich in der Nähe eines großen Felsen das Zelt. Von dem ursprünglichen Ziel, bis nach Haukeliseter zu laufen, habe ich mich längst verabschiedet. Allein will ich es ruhiger angehen. Aber ein Stück über die Hardangervidda sollte hinter Finse schon noch klappen und ich visiere vorläufig Geilo als Endpunkt an.

Tag 5
Am Morgen ist immer noch alles grau in grau. Zudem scheint die Pulka im nassen Schnee förmlich festzukleben und die ersten Meter sind höllisch anstrengend. Es bessert sich mit zunehmender Höhe und trockeneren Bedingungen. Am Nedre Bjordalsvatnet schimmert ein wenig die Sonne durch, aber die Wolkendecke bleibt vorerst dicht. Entlang der Wintermarkierung laufe ich durch die einsame Landschaft weiter, immer höher hinauf bis zur Bjordalsbu. Ein Norweger kommt mit seinem Motorschlitten vorbei und bringt neues Holz. Als ich gen lungsdalshytta aufbreche, bin ich kurz darauf wieder allein. Zunehmend lichtet sich nun das Wolkendach, gibt Berge frei und lässt die Sonne hindurch. Von hier ist die folgende Strecke flach und abfallend, die Schinderei bergauf liegt erstmal hinter mir und alles wirkt jetzt freundlicher. Ich schreite flott voran, bis mich ein Knacken am rechten Ski aufhorchen lässt. Mmh, was ist da los? Schnee in der Bindung? Ich halte an und inspiziere den Ski. Schnell überkommt mich die nächste Ernüchterung: An einer Schraube ist der Kopf abgebrochen. So ein Mist! Ich laufe langsamer weiter und überlege, was ich machen kann. In der nächsten Pause versuche ich, die Bindung mit einem Kabelbinder etwas zu fixieren. Doch das Stück Plastik ist schnell wieder abgerissen, hat es am Ski auch keinen Halt. Nun gut, allzu wichtig scheint die Schraube nicht zu sein. Also gleite ich vorerst noch recht unverdrossen meinem Tagesziel entgegen. Zunehmender Sonnenschein macht es mir dabei leicht, das neue Ärgernis zu verdrängen. Etwa zwei Kilometer vor der lungsdalshytta finde ich hinter Toviki auf einer Landzunge oberhalb des Djupsvatnet eine schöne Zeltstelle. Am Abend genieße ich lange den funkelnden Sternenhimmel und erfreue mich an der Winterwelt.

Tag 6, 7 und 8
Auf die klare Schönheit folgt undurchdringlicher Mist. Drei ganze Tage lang ist das Wetter beschissen. Jeden Vormittag kommt heftiger Schneefall auf, der bis zum Abend anhält. Nass und schwer, oft eher feuchter Tropfen denn leichte Flocke, legt er sich aufs Zelt und die Landschaft. Dazu starker Wind, Sturm in einer Nacht. Dort, wo ich hin muss, tobt es noch schlimmer. Also bleibe ich. Warte, lese, warte. Schmelze Schnee, trinke Tee und hangel mich die Tage über von Energieriegel zu Energieriegel, von Nüssen zu Schokolade und was ich sonst noch so an Leckereien dabei habe. Daneben mache ich mir einen Spaß daraus, das Zelt jeden Morgen und jeden Abend ringsum großräumig vom Schnee zu befreien. So habe ich wenigstens ein paar Mal was zu tun und beuge dem vor, unter den weißen Massen begraben zu werden. Die ersten beiden Tage spaziere ich vor dem aufkommenden Schneegestöber auch noch munter ums Zelt. Am dritten wird es schwieriger, weil ich immer tiefer einsinke im immer mehr werdenden Schnee. Zudem umkreisen meine Gedanken immer wieder die defekte Skibindung. Allein Finse ist jetzt das Ziel. Alles darüber hinaus verpufft.

Tag 9
Endlich wieder gutes Wetter. Mit Klebeband umwickele ich Bindung und Ski – hoffentlich kann es so recht problemlos weitergehen. Zuerst ist es auch nur der tiefe Schnee, der mich bremst. Es ist fürchterlich, den Schlitten hindurch zu zerren. Ich passiere die lungsdalshytta und laufe weiter hinein in ein enger werdendes Tal. Die Sonne brennt vom Himmel und es wird immer wärmer. Bald ziehe ich die Skihose aus und wandere nur noch in Unterwäsche weiter. Mal wieder geht es ordentlich aufwärts und ich bin heilfroh, als mir ein paar andere Skitourengänger entgegenkommen und ich frischen Spuren folgen kann. Doch die zu meisternden Aufschwünge bleiben erschreckend steil. Hinauf zum Austre Volavatnet muss ich alle Kräfte aufbieten. Oben angekommen, flache Passagen vor Augen, folgt jedoch der nächste Rückschlag. Trotz Klebeband-Fixierung dringt Schnee zwischen Bindung und Ski und drückt beides auseinander. Dadurch lockern sich weitere Schrauben, die ich von nun an in jeder Pause wieder festdrehen muss. Langsam steigt das mulmige Gefühl in mir auf, ob das alles halten wird, bis ich überhaupt wieder in eine Straßennähe gelange. Zumindest zur Geiterygghytta muss ich es schaffen. Aber erst einmal komme ich noch an der Kongshelleren-Hütte vorbei, wo gerade Renovierungsarbeiten stattfinden. Helfen kann man mir da bei meinem Problem allerdings nicht. Egal, irgendwie bekomme ich das schon alleine hin. All die schöne Winterlandschaft ist hingegen zur oft kaum noch beachteten Kulisse verkommen. Bloßes Ankommen lautet die Devise. Später im Zelt bearbeite ich mit der Feile meines Multitools die Skindung, damit ein Kabelbinder daran besser hält. Irgendwas muss ich mir ja einfallen lassen.

Tag 10
Am Morgen bin ich mit meiner gestrigen Reparaturarbeit noch nicht zufrieden. Bei schönem Wetter und offener Zelttüre greife ich nochmals zum Leatherman und bearbeite weitere zwei Stunden die Skibindung. An mehreren Stellen feile ich das harte Plastik runter, um zusätzlich Aussparungen für einen Spanngurt zu schaffen, damit ich diesen so befestigen kann, dass er weder verrutschen kann noch den Schuhen in die Quere kommt. Als die Optimierung geschafft ist, hat es sich erneut zugezogen und wieder einmal sind Wind und Schneefall aufgekommen. Im Nu hat das Mistwetter die Überhand zurückgewonnen. Aber da ich eher ein Übermaß an Zeit habe als knapp dran zu sein, entscheide ich mich gönnerhaft für einen weiteren faulen Zelttag. Dabei ist es draußen so schlecht, dass ich meinen Unterschlupf nicht mehr verlasse und mir im weichen Schnee mehr und mehr den Rücken krumm liege.

Tag 11
Die Tage gleichen einer Achterbahnfahrt. Auf den stürmischen White-Out folgt mal wieder Winterwonderland. Doch bevor ich weiterkomme, muss ich erst einmal das Zelt und die Pulka freischaufeln – alles ist ordentlich zugeweht. So vergeht zum Glück noch etwas Zeit und ich mache mich gerade erst zum Aufbruch fertig, als eine Skitourengruppe vorbeizieht. Wunderbar – so muss ich nicht selbst durch den nochmals tieferen Neuschnee spuren, sondern kann mich einfach bei denen hinten dranhängen. Gedacht, getan. Zudem stellt sich heraus, dass die aus überwiegend pensionierten Norwegerinnen und Norwegern bestehende Gruppe eine angenehmer zu laufende Route zur Geiterygghytta kennt als die normal markierte. Also folge ich ihnen den ganzen Tag – zuerst am Berg Bolhovd vorbei, dann runter zum Vestredalsvatnet und weiter zur nächsten DNT-Hütte. Zu meiner Freude hält darüber hinaus der Kabelbinder und ein Spanngurt anfangs sehr gut. Als auch dieser Kabelbinder jedoch irgendwann abreißt, kommt ein zweiter Spanngurt an die „ausgefeilte“ Stelle. Blöd nur, dass ich dessen Schnalle nur unter dem Ski positionieren kann. Mit den Gleiteigenschaften des rechten Skis ist es von nun an also nicht mehr so dolle. Aber das ist mir völlig egal – ich will nur vorwärtskommen, ohne Gefahr zu laufen, mich ferner ganz ohne Ski durch den Schnee wühlen zu müssen. Und da das einigermaßen gut klappt, lasse ich die Geiterygghytta und die nahe Straße links liegen – den ersten Ausstiegspunkt aus der Wildnis, seitdem ich allein unterwegs bin – und biege vorher ab Richtung Finse, das ich jetzt auf jeden Fall noch erreichen will. Am Rande des Geiteryggvatnet finde ich einen angenehmen Platz fürs Zelt. Die Sonne scheint noch lange darauf und ich bin mir sicher, es auch noch über die letzten Pässe nach Finse zu schaffen.

Tag 12
Ich lasse mir etwas Zeit, alles zusammenzupacken und zurück auf die markierten Route zu gelangen. Denn bis dahin ist die Gruppe auch schon wieder vorbeigezogen und erneut kann ich mich anschließen. Wie gut, dass die ebenfalls nach Finse wollen. Nachdem es am Vortag wieder sehr warm und windstill war, weht heute ein steter Wind, der zusammen mit leicht frostigen Graden genau das richtige Winter-Feeling aufkommen lässt. Weder Sturm und Schneefall noch Sommerhitze ohne Wolken am Himmel – es wird der schönste Tag bisher. Eine frisch verschneit anmutende Landschaft, mal hellere und mal dunklere Bewölkung, dazu hier und da etwas aufstiebender Schnee. Das Ziel vor Augen ist es allem zum Trotz noch einmal herrlich. Auch wenn hinter dem Omnsvatnet ein finaler Kraftakt bevorsteht und es ein letztes Mal ordentlich bergauf geht. Ich lass es mir nicht nehmen, hier auch nochmal vorauszulaufen und mich nicht nur einzureihen in eine gemachte Spur. Als dann der Hardangerjøkulen am Horizont auftaucht und es von da an nur noch hinab geht nach Finse, zieht sich die Gruppe ohnehin weit auseinander. Ich laufe mein Tempo, rutsche mit den Skiern so gut es geht dem Endpunkt entgegen und bin schließlich froh, anzukommen an diesem skurrilen Ort, wo es außer einem Hotel, einer großen DNT-Hütte und einigen Ferienhäusern nichts gibt außer einer Bahnstation an der Bahnlinie Bergen-Oslo. Da ich noch immer Zeit habe, laufe ich kurzerhand weiter über den See auf die Südseite des Finsevatnet und schlage dort mein Zelt noch einmal auf, um die letzten beiden Tage darin zu verbringen, bis ich den Nachtzug nach Oslo nehmen werde.

Tag 13
Die Nacht ist klar und lausig kalt. Bevor alles aber wieder richtig garstig wird und erneut dichter Schneefall die Landschaft einhüllt, mache ich mich geschwind auf zurück über den See zum Bahnhof und zum dortigen Klo. Wenn es schon mal in der Nähe ist … Wieder am Zelt ist ein Spanngurt am Ski abgerissen. Gut, hier hätte ich noch Ersatz, aber es zeigt, dass die ganze Reparatur eher ein Provisorium ist und die Strecke nicht viel länger hätte sein dürfen. Guten Gewissens verkrieche ich mich den Rest des Tages im Zelt. Die Gebäude auf der anderen Seeseite sind kaum auszumachen, so undurchdringlich ist mal wieder alles verhangen und verschneit.

Tag 14
Am Morgen noch einmal zum Bahnhofsklo. Zeit totschlagen nennt man das wohl. Im Zelt mein Buch auslesen. Teekannen für die Rückreise füllen. Pulka einräumen, Zelt abbauen. Am späten Nachmittag rüber zur DNT-Hütte. Ich stelle mich unter die Dusche, packe meine sieben Sachen fertig für die Rückreise per Bahn und Flugzeug und gönne mir das Drei-Gänge-Menü um 21 Uhr. Tomatensuppe mit Brot, Kartoffeln mit einer Art Gulasch, dazu Gemüse und Salat und ein Brownie samt Kaffee hinterher. Danach mache ich es mir in einem Sessel bequem, bis alle anderen auf ihren Zimmern verschwunden sind. Nach Mitternacht stapfe ich mit allem Kram hinüber zum Bahnhof. Im winzigen Warteraum harre ich auch dort noch etwas aus. Um 2 Uhr fährt der Zug. Ich bin der Einzige, der hier in dieser Nacht einsteigt. Aus dem Fenster ein kurzer Abschiedsgruß, dann versuche ich, es mir auf dem Sitz so bequem wie möglich zu machen. Die Skitour, mit der ich dieses Mal nie so richtig eins werden konnte, entschwindet schnell in traumloser Dunkelheit.

Nachwort
Wieder daheim montiere ich ein paar Tage später die kaputte Bindung vom Ski. Dabei stelle ich fest, dass zwei weitere Schrauben abgebrochen sind. Doch wenn bei diesem Abenteuer auch das meiste nicht so gelaufen ist wie erhofft, überwiegt am Ende das gute Gefühl, aus eigener Kraft zumindest die mir bis dahin nicht bekannte Region Skarvheimen durchquert und alle Materialprobleme unterwegs selbst einigermaßen in den Griff bekommen zu haben …

Und Ihr? Welche Kapriolen haben Euch unterwegs schon mal um den Verstand gebracht? Eure Geschichten gerne in den Kommentaren!

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5 Kommentare Neuen Kommentar hinzufügen

  1. Simon sagt:

    Pleiten, Pech und Pannen in dieser Wintersaison! Keine Tour von der ich gehört habe, lief problemlos … aber dennoch allemal besser, als zu Hause auf dem Sofa zu sitzen. Immehrin war bei uns ein großer Teil der Tour wunderschön – vielleicht im nächsten Jahr mal wieder gemeinsam?

  2. Günter Steinmüller sagt:

    Hallo Martin, danke für den hochinteressanten und stimmungsvollen Bericht über Deine Tour. Bei guten Bedingungen kann ja jeder …

  3. Hallo Martin,

    kannst Du dir im Nachhinein einen Reim auf die abgerissenen Schrauben machen? War das vielleicht ein Billigmodell? Abgerissene Bindungen habe ich ja schon häufiger erlebt, aber abgerissene Schrauben sind schon merkwürdig.

    Zur defekten Matte Deines Partners: Hattet ihr keine zusätzlichen Festschaum-Matten dabei?

    Wir hatten dieses Jahr keine Probleme, waren vom 05.-16.3. zwischen Haukeli und Finse unterwegs, mit Abstechern auf Nupseggi und Rund Hårteigen.

    Grüße
    Steffen Wagner

    1. Hallo Steffen,

      nein, ich kann mir nach wie vor keinen Reim auf die abgebrochenen Schrauben machen. Zumindest nicht auf die erste – die späteren dann vielleicht aufgrund der Belastung … Und billig war da nix – Rottefella NNN-BC Magnum Bindung und Skier von Fischer …

      Ich hatte eh nur zwei Schaum-Matten dabei. Mein Partner auch eine zusätzlich, aber die ist bei seiner Körpergröße für längere Zeit zu klein und wäre nur für den absoluten Notfall tauglich.

      Schön, dass Ihr eine problemlose Tour hattet!

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