Fotografie

Nürnberg im November

Nürnberg im November, Foto: Martin Hülle

Ende November vorigen Jahres war ich zur Vernissage meiner Fotoausstellung Another Time, Another Place in Nürnberg. Eine Auswahl an Aufnahmen aus dem gleichnamigen Fotobuch war im dortigen Fuji-Store home of X photography fein gedruckt und dekorativ präsentiert. Zur Eröffnung der Bilderschau wurde Glühwein ausgeschenkt und Lebkuchen gereicht – ein gemütlicher Freitagabend mit vielen interessanten Gesprächen über Fotos, Bildbände und die Fotografie.

Am nächsten Tag blieb ich in Nürnberg, denn ein Workshop schloss quasi unmittelbar an die Ausstellungseröffnung an. Natürlich war es nicht möglich, den Teilnehmern an diesem Samstag meine bevorzugte Form des Bildermachens in vor allem nordischen Regionen näherzubringen. Also machten wir uns stattdessen unter dem Motto Kreative Landschaftsfotografie x Martin Hülle einfach in die urbane Natur Nürnbergs auf.

Unseren Rundgang starteten wir in der Nähe des Flachweiher hinter dem Congress Hotel Mercure. Das Licht war diffus, novemberlich kühl und von unfotogener Schönheit. Genau richtig, um sich an der Tristesse abzuarbeiten, die uns der erste See direkt bescherte, dem nahezu gänzlich jegliches Wasser fehlte. Strukturen und Linien wurden Themen im kargen Vorwinter, wohlwollend farbig aufgehübscht durch einen roten Hydranten samt spärlichem Grün.

Vorbei am Kleinen Dutzendteich gelangten wir zum Silbersee und später auch zum Großen Dutzendteich. Wir stöberten im Unterholz nach Baumstrukturen, fanden ein Auge in einer Birke und nochmals frohe Farbigkeit, die fast schon etwas deplatziert daherkam.

Als uns nach einigen Stunden die Kälte in die Knochen schlich, machten wir Mittagspause bei Gutmann am Dutzendteich. Durch deftige Kost gestärkt konnte es danach weitergehen mit unserer Fotopirsch. Wir blickten hinüber auf die nicht vollendete Kongresshalle, dieses Symbol für das Scheitern des nationalsozialistischen Größenwahns. Ganz passend verblasste der denkmalgeschützte Monumentalbau hinter dem auch hier fast gänzlich ausgetrockneten See im fahlen Novemberlicht.

Weiter am Zeppelinfeld entlang, vorbei am Stadion und zurück über die Große Straße kamen wir nochmals zum Silbersee. Gänse tummelten sich am Ufer und wir mittendrin. Langsam dämmerte es bereits, während wir das Gewässer umrundeten. Ein Hauch Blauer Stunde war zu erahnen und zum letzten Mal machten wir mit kalten Fingern ein paar Aufnahmen.

Am Ende hatte sich mal wieder gezeigt, dass kreative Landschaftsfotografie immer und überall möglich ist. Es bedarf nicht ferner Reisen und besten Fotowetters – vor jeder Haustüre und selbst im tristen Spätherbst lassen sich Motive finden und Bildideen umsetzen.

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