Ausrüstung Wandern

Meine Packliste für eine Herbstwanderung auf dem Kungsleden

Im Fjäll, Foto: Martin Hülle

Nachdem ich kürzlich bereits meine Top 10 Trekkingausrüstung 2020 vorgestellt hatte, möchte ich nun so richtig ins Detail gehen und präsentiere die Packliste meiner Herbstwanderung auf dem Kungsleden, auf dem ich von Ende September bis Anfang Oktober zehn Tage von Adolfström bis nach Hemavan unterwegs war. Zu dieser späten Jahreszeit hatten die STF-Hütten entlang des Königspfad bereits geschlossen – nur ein Notraum ist dann noch offen – und kurz bevor der Winter über das Land herfällt, ist ständig mit frostigen Temperaturen, reichlich Niederschlag und starken Winden zu rechnen. Entsprechend war die Ausrüstung zusammengestellt, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Ausreichende Erfahrungen hatte ich in der Vergangenheit auf unzähligen Touren bereits gesammelt, damit ich auch am Ende einer Saison mit dem richtigen Equipment sicher im schwedischen Fjäll unterwegs sein konnte, wenn es kaum mehr Wanderer in die Bergwelt zieht.

Die detaillierte Packliste mit allen Gewichten könnt Ihr mit folgendem Link in einem separaten Browserfenster öffnen und dort bei Bedarf auch herunterladen. Anmerkungen zu den einzelnen Produktgruppen gebe ich weiter unten und berichte darüber, was sich bewährt hat und was nicht. Aber stöbert doch erstmal durch die Liste!

> Packliste Kungsleden-Wanderung Herbst 2020 PDF

Bekleidung

Im Großen und Ganzen war die Auswahl der mitgenommenen Bekleidung perfekt. Da ich riesiges Glück mit dem Wetter hatte, kamen Regenjacke und -hose kein einziges Mal zum Einsatz, weswegen es sich mal wieder als richtig herausgestellt hatte, hier mit leichtem Material unterwegs zu sein (denn häufig trägt man die Regenklamotten ohnehin die meiste Zeit im Rucksack mit sich herum). Viel wichtiger waren mal wieder die Wind- und die Thermojacke von Patagonia, die für mich unverzichtbar sind. Die extra dicken Faserpelz-Socken und auch die dünnen Thinny Gloves – beides fürs Zeltleben bei sehr kalten Temperaturen mit dabei – habe ich hingegen auch gar nicht gebraucht. Aber das konnte ich im Vorfeld ja nicht wissen. Genauso wenig bekamen die wasserdichten Sealskinz-Handschuhe, das Stirnband und das Buff-Tuch Einsatzminuten. Es war dennoch gut, all das für den Notfall im Gepäck zu wissen (bei einer früher im Jahr stattfindenden „wärmeren“ Tour, wäre ich hier aber wohl abgespeckter unterwegs). Die recht schweren Wanderschuhe waren dem zu erwartenden Schnee und viel matschig-nassem Geläuf geschuldet. Da dies auch alles eintrat, war die Entscheidung für die klobigen Stiefel richtig. Vom Laufkomfort hätte ich allerdings lieber erneut zu den La Sportiva TX Guide gegriffen, einem leichten Zustiegsschuh, der mir im Sommer bei Wanderungen in Norwegen so viel Freude bereitet hatte.

Wohnen und Schlafen

Auch die Wahl des Zeltes war mit dem Blick auf mögliche Herbststürme und Schneefälle getroffen. Dass es die meiste Zeit nahezu windstill sein sollte und mich nur einmal erstes Weiß erwischte, war nicht abzusehen. So hätte auch das komfortablere Hilleberg Niak gut funktioniert, doch ich musste im Vorfeld mit den schlimmsten Bedingungen rechnen, weshalb das kleinere, aber mit bestem Wetterschutz gesegnete Akto trotz allem die richtige Wahl war.

Im Zelt hatte ich aufgrund der vorherrschenden Bedingungen allerdings sehr oft mit sehr viel Kondensation zu kämpfen. Darunter litt der leichte Schlafsack von Western Mountaineering, dessen Extremelite-Außenmaterial nur begrenzten Nässeschutz bietet. Besser wäre hier sicherlich ein Modell aus der Microfiber Series des amerikanischen Herstellers gewesen. Gut funktioniert hat zu meiner Freude dafür die Kombination der beiden unkaputtbaren Isomatten.

Gepäck

Volumen und Trageeigenschaften des Osprey Xenith waren ideal. Nur das Eigengewicht des Rucksacks ist etwas hoch. Hier suche ich weiterhin nach einer leichteren Alternative mit gleich gutem Komfort bei entsprechend zu tragenden Lasten. Vielleicht könnte ein Aether Pro 70 von Osprey stattdessen mal etwas sein – unter den klassischen UL-Modellen auf dem Markt spricht mich bisher keiner überzeugend an … Ziemlich unnötig war während meiner Wanderung natürlich die Mitnahme des Transportsacks, in den ich bei der An- und Rückreise mit dem Flugzeug meinen Rucksack verstaut hatte. Leider konnte ich den Sack nirgends deponieren und musste ihn mitschleppen. Immerhin hat er mir unterwegs noch einmal gute Dienste geleistet, als ich mit ihm im Zelt ein paar Kuhlen unter den Isomatten auspolstern konnte.

Küche

Zu allerletzt hatte ich noch den Windschutz für den Optimus-Kocher aus der Packliste gestrichen. Gut so, denn ich habe unterwegs sowieso nur windgeschützt in der Apside des Zeltes gekocht. Allerdings wäre ich mit zwei Gaskartuschen ausgekommen. Eine dritte hatte ich aber auch nur im Gepäck, weil ich eine Wärmflasche dabei hatte (dazu weiter unten mehr) und entsprechenden Gasverbrauch einkalkulieren musste. Nur fürs Kochen hätte ich wohl von vornherein nur zwei Kartuschen eingepackt. Nicht benutzt habe ich zudem mein an sich geliebtes Eldris-Messer von Morakniv. Da Mann aber ein Schneidwerkzeug dabei haben muss, werde ich mich hier nach einem deutlich leichteren umsehen.

Hygiene und Kosmetik

Hier gibt es nicht viel zu meckern. Einzig das Fit-Flip-Handtuch ist zu schwer, weswegen ich stattdessen bei Zeiten zu einem Airlite Towel von Sea to Summit greifen werde, das bei vergleichbarer Größe weniger als die Hälfte wiegt.

Medikamente und Gesundheit

Sachen, die man dabei hat, in der Hoffnung, sie nicht zu brauchen. Da ich mir jedoch schon am ersten Wandertag eine Blase an der Ferse gelaufen hatte, kamen zumindest mehrere Pflaster, ein Compeed-Blasenpflaster und Klebeband zum Einsatz. Aufgrund eines aktuten Darmproblems und einiger Vitaminmängel musste ich einiges an Medikamenten mitschleppen, was normalerweise so nicht der Fall wäre (bis auf die Epilepsie-Pillen, die ich bekanntlich immer nehmen muss). Und da ich bei einigen Touren im Sommer mit argen Rückenschmerzen zu kämpfen hatte, die sich am besten mit Wärme lindern ließen, hatte ich für den Kungsleden extra bereits erwähnte Wärmflasche mitgenommen (plus zusätzliches Gas), was mir sinniger erschien als diverse Einweg-Wärmepflaster. Nur hatte ich auf dieser Tour dann zum Glück keinerlei Probleme mit dem Rücken und schleppte Wärmflasche wie Gas umsonst mit mir rum. Aber da ich in der Woche vor dem Start noch nicht frei von Beschwerden war, war es richtig, hier auf Nummer sicher zu gehen, damit ich nicht im Notfall schmerzgekrümt, allein und ohne Linderungsmöglichkeit in der Einsamkeit stehen würde.

Reparatur und Ersatzteile

Aus diesem kleinen Sortiment, das im Grunde nur das Nötigste beinhaltet, brauchte ich nur etwas Klebeband, um damit die Pflaster am Fuß zu fixieren.

Navigation und Kommunikation

Weil ich sie schon seit Urzeiten habe, nahm ich einfach die beiden alten Fjällkarten mit. Mit einer neueren Karte von Calazo, von denen es eine Ausgabe gibt, die den von mir gelaufenen Abschnitt des Kungsleden komplett auf einem Kartenblatt zeigt, wäre ich zwar leichter unterwegs gewesen, aber ich wollte hier nicht unnötig Geld für den einmaligen Einsatz investieren.

Technik

Die Stirnlampe benötigte ich weniger als gedacht. Daher hätte ich mir zumindest einen Satz AAA-Reservebatterien sparen können.

Sonstiges

Notiz an mich: Auch wenn ich die Packtasche von Lowe Alpine nahezu seit meinen Anfangsoutdoortagen nutze und sie daher internen Kultstatus besitzt, ließe sich hier bestimmt noch Gewicht durch ein leichteres Täschchen reduzieren.

Fotografie

Wie auf diversen vorangegangenen Reisen habe ich mal wieder parallel mit zwei Fujifilm-Kameras fotografiert, für die ich auf dem Kungsleden nur die kleinen und leichten Objektive dabei hatte. Auf ein relativ schweres und stabiles Stativ, welches ich durchaus häufiger mitnehme, habe ich dieses Mal verzichtet, da ich z. B. nicht auf Langzeitbelichtungen aus war. Für sporadische Selbstportraits war ein sehr kompaktes und kaum ins Gewicht fallende Gorillapod vollkommen ausreichend, das ich an Bäumen, Steinen oder dem abgestellten Rucksack befestigen konnte. Was mich aktuell jedoch am meisten stört, ist das hohe Leergewicht der Fototasche mit fast einem Kilo. Bislang habe ich aber keinerlei Tasche gefunden, die von den Trageeigentschaften und den Features für mich so gut funktioniert wie die alten Inverse-Modelle von Lowepro.

Verpflegung

Bei der Verpflegung habe ich im Vergleich zu früheren Touren etwas abgespeckt, um Gewicht zu sparen. Immerhin ist dieser Bereich der, der die größte Last mit sich bringt. Dieses Mal hatte ich im Schnitt ca. 680 Gramm Essen pro Tag dabei. Und damit bin ich sehr gut ausgekommen. Aufgrund der Kürze der Wanderung von nur zehn Tagen und den durchaus moderaten Tagesetappen von maximal 20 Kilometern, wäre ich sicherlich auch mit etwas weniger ausgekommen ohne Hunger zu leiden und hätte bei Nüssen und Schokolade noch ein paar Gramm einsparen können. Für längere und/oder anstrengendere Abenteuer hat sich diese Verpflegungszusammenstellung aber als ausgewogen bewiesen.

Gewichte final

Kommen wir schließlich zu dem, was an Gewichten zusammenkam. Irrelevant ist im Grunde das komplette Gesamtgewicht von über 28 Kilo, ist es ja nicht das, was ich auch tatsächlich geschleppt habe.

Interessant ist hingegen das eigentliche Tragegewicht bestehend aus dem Rucksack und der Fototasche ohne der am Körper getragenen Bekleidung, der Trekkingstöcke und der Armbanduhr. Hier kam ich auf gute 25,5 Kilogramm – allerdings ein grober Wert, hatte ich doch schon vor dem ersten Wandertag ein Abendessen und ein Frühstück verputzt, kam jeden Morgen ein Liter Getränk hinzu und trug ich seltenst nur die minimale und als am Körper getragen ausgewiesene Bekleidung (meist hatte ich zudem noch die Windjacke an, ab und an sogar noch den Fleece-Pullover oder gar noch die lange Unterhose und ein paar Handschuhe). Dieses Gewicht aus Rucksack und Fototasche ist also mit etwas Plus/Minus zu betrachten.

Entsprechend ist auch das Gewicht des Rucksacks allein nicht ganz genau. Die ca. 22,5 Kilo sind aber ein spannender Vergleichswert zu anderen Wanderern, die wohlmöglich nicht zusätzlich auch noch eine recht schwere Fototasche mit sich rumschleppen. Und dieses Gewicht – ohne die bereits erwähntan Variablen – konnte ich vom Start weg durchaus gut tragen. Dafür, dass ich für zehn Tage die komplette Verpflegung und den zur Zubereitung nötigen Brennstoff dabei hatte, finde ich das Gewicht sogar relativ niedrig und ich war hier schon schwerer unterwegs. Das zeigt mir, dass ich vergleichbare Touren mit ähnlicher Ausrüstung auch noch ein paar Tage länger durchführen könnte, ohne dann unter  einem zu schweren Rucksack zu sehr zu leiden. Denn mir schien noch etwas Luft nach oben zu sein – ein paar Kilo mehr Verpflegung im Rucksack müsste ich noch tragen können.

Bleibt zuletzt noch ein Blick auf das Basisgewicht. Also die komplette Ausrüstung ohne der am Körper getragenen Bekleidung, der Trekkingstöcke, der Armbanduhr, der gesamtem Fotoausrüstung und ohne aller Verbrauchsgüter wie Verpflegung, Brennstoff und Medikamente. Trotz einigen „Unsinns“, den ich dabei hatte (wie den Transportsack, die Wärmflasche und die Medikamente), komme ich hier nur auf knappe 13 Kilogramm. Das ist für mich ein guter Ausgangswert, den ich auf zukünftigen Unternehmungen versuchen werde, noch etwas zu drücken. Unter elf Kilo finde ich da als Ziel ganz nett …

Fazit

Nach langer, langer Zeit hatte ich mir mal wieder die Mühe gemacht, eine solch detaillierte Packliste für eine Trekkingtour zu erstellen. Und es hat sich gelohnt. Denn so kamen die versteckten Pfunde zu Tage und ich konnte genau sehen, was ich schon vor dem Start am besten weglasse und wo ich nach der Tour mit Blick auf kommende Wanderungen nochmals Hand anlegen muss. Ich hatte versucht, so leicht es mir möglich ist, unterwegs zu sein, ohne Einbußen in der Sicherheit zu machen. Denn das nordische Wetter kann tückisch sein, besonders im Spätherbst, wenn jederzeit ein noch sommerlicher Luftzug in einen winterlichen Sturm umschlagen kann.

Alles in allem hat sich die mitgenomme Ausrüstung bestens bewährt und sie war auch ein Garant für eine wundervolle Zeit auf einem der abwechslungsreichsten Abschnitte des Königspfads.

Habt Ihr Anmerkungen oder Fragen? Braucht Ihr Hilfe bei der Zusammenstellung einer eigenen Packliste? Meldet Euch gerne in den Kommentaren!

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2 Kommentare Neuen Kommentar hinzufügen

  1. Stefan sagt:

    Hallo Martin,

    vielen Dank für Deinen umfangreichen Bericht. Ich schaue mir immer wieder gern Packlisten von anderen Nordlandsüchtigen an und finde vieles wieder, was ich selbst nutze und denke. Nach langen Jahren mit einem Deuter Trekkingrucksack (Modellname vergessen) und einem kurzen bösen Intermezzo mit einem Deuter Aircontact 65+10, habe ich seit 2015 den Exped Thunder auf’m Rücken. Gute Zugriffsmöglichkeiten, deutlich weniger Gewicht mit einem hervorragenden Tragesystem – auch wenn es nicht so aussieht. Außerdem habe ich als Packsäcke jetzt die HMG Pack Pod im Einsatz. Die passen perfekt in den Thunder.

    LG Stefan

    1. Hallo Stefan,

      den Thunder von Exped hatte ich mir zumindest im Internet auch schon mal angesehen. Mal sehen, ob und wann ich beim Rucksack mal zu etwas leichterem greife …

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