Fotografie

Langzeitbelichtungen – Ja oder Nein?

Langzeitbelichtungen – Ja oder Nein?, Färöer-Inseln, Foto: Martin Hülle

Ich war noch nie ein Stativfreund. Die meisten meiner Aufnahmen fotografiere ich aus der Hand. Zwar habe ich fast immer ein Dreibein mit dabei, aber ich nutze es nur für sporadische Selbstportraits und meine seltenen Langzeitbelichtungen. Überhaupt, warum finden so viele Fotointeressierte Gefallen an Fotos aufgenommen mit langen Belichtungszeiten? Irgendwie bin ich selber kein großer Freund davon. Vielleicht, weil diese Art der Fotografie nicht allzu sehr zu meinem Stil der Landschaftsreportage passt? So haben es auch nur zwei derartige Bilder in mein erstes Fotobuch Mein Norden geschafft – der Wasserfall Fossá auf den Färöer-Inseln und der Fluss Skógá auf Island. Nach Meinung meines Kurators während des damaligen Entstehungsprozesses des Bildbands fügten sich diese beiden Aufnahmen durchaus gut ins Gesamtbild ein, weil beide Fotos nicht zu sehr vom Rest abwichen und der Gesamtcharakater erhalten blieb. Aber es waren Ausnahmen, weswegen ich Stativ und Filter weiterhin meist links liegen lasse.

Trotzdem komme ich nicht umhin, mich immer mal wieder mit Langzeitbelichtungen zu beschäftigen. Denn vor allem auf den Fotoreisen, die ich zusammen mit Michael Schaake veranstalte, ist der Einsatz von Graufiltern und die Fotografie vom Stativ ein großes Thema. So auch bei der letztjährigen Nordische Momente – Färöer Masterclass, bei der auch ich dann ab und an mal wieder mein Rollei-Stativ aufgebaut, einen Filter aufs Objektiv geschraubt und Fotos mit samtigen Wasser- und Wolkenverläufen gemacht habe. Nachträglich mag ich zwar das Bild des Bøsdalafossur sehr (siehe Aufmacher), aber das Foto aus Saksun (siehe oben) und jenes vom vielfotografierten Múlafossur in Gásadalur (siehe unten) sprechen mich selber kaum an. Gefällt mir z. B. am Foto des ins Meer stürzenden Wasserfalls der triste Himmel und die recht monochrome Farbgebung des Bildes, sind mir hingegen bei der in Saksun gemachten Aufnahme die ziehenden Wolken nicht ganz geheuer ;-) Das Bild des Bøsdalafossur vermittelt mir trotz des weichen Wassers noch einen recht realen Eindruck, das aus Saksun driftet mir allerdings schon zu sehr in „künstlerische Manipulation“ ab.

Da meine Art der Fotografie darauf basiert, eher spontane Momente im Hier und Jetzt einzufangen, werden Langzeitbelichtungen wohl immer Ausnahmen bleiben, egal wie beliebt sie auch sein mögen. Sie passen einfach nur sehr selten zu meinem Bildstil und oftmals scheint mir der erzielte Effekt über dem Motiv und dem eigentlichen Bildinhalt zu stehen. Daher werden es in mein nächstes Fotobuch sicherlich wiederum nur ganz wenige Fotos schaffen, die aufgenommem vom Stativ und mit langen Belichtungszeiten entstanden sind …

Zum Einsatz kam bei allen Aufnahmen ein B+W 110 ND 3,0 1000x Graufilter

Und wie steht Ihr zu Langzeitbelichtungen? Eure Meinung gerne in den Kommentaren!

> Fotoreisen

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4 Kommentare Neuen Kommentar hinzufügen

  1. Moin Martin,

    ich sage mal etwas, was die wenigsten hören möchten. Dieser Filterhype ist nicht mehr zum aushalten. Ich maße mir das einfach an, sagen zu dürfen, da ich von der Filterfotografie lebe. Es ist nicht der Einsatz von Filtersystemen an sich. Vielmehr hat man den Eindruck, dass es schon zwanghaft ist. Ja, es ist ein wichtiges Instrument in der Landschaftsfotografie. Die Filter eröffnen scheinbar unendliche Möglichkeiten, sich als „Profi“ etablieren zu können. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist nur wie Du auch an Deinem Beispiel Fotografien zeigst. Die Langeweile, die jeder Nachäffer hinter sich herzieht. Beeindruckende Natur wird Tod gefiltert.

  2. Margit Roth sagt:

    Lieber Martin,

    ich kann mich Michael nur anschließen. Bei vielen Langzeitbelichtungsbildern, die auf Instagram zu finden sind, hat man den Eindruck, dass diese Art von Belichtung zu einem Selbstzweck geworden ist. Es geht nicht mehr ums Motiv, sondern nur noch um den Effekt. Die Bilder, die dabei rauskommen, sind in den allermeisten Fällen langweilig.

  3. Dominik sagt:

    Fotos mit Langzeitbelichtungen über mehrere Sekunden mit stark verwischtem Wasser oder Himmel sehen für mich häufig künstlich aus, das gefällt mir nicht. Anders geht es mir bei Belichtungszeiten etwa um eine Sekunde. Z. B. am Meer, um den Wellen eine leichte Unschärfe zu geben, die die Bewegung zeigt. Wo man Strukturen so gerade noch erkennen kann und nicht alles zu einem verwischt wird. Aber das zählt wahrscheinlich auch nicht mehr wirklich als Langzeitbelichtung?!?

  4. Klaus sagt:

    Moin Moin Martin, entweder ist die Langzeitbelichtung ein typisches Stilmittel eines Fotografen – dafür gibt es ein paar Spezialisten u. a. in Deutschland –, oder man erstellt mal gelegentlich eine Langzeitbelichtung, um diese einzigartige Wirkung des Moments festzuhalten. Mittlerweile bin ich für mich an dem Punkt angekommen, dass ich es gelegentlich mag, so es zum Bild insgesamt passt.

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