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Fossá – Der höchste Wasserfall auf den Färöer-Inseln

Wasserfall Fossá, Färöer-Inseln, Foto: Martin Hülle

Selma war im Auto eingeschlafen, als wir an der Ostseite der Färöer-Insel Streymoy entlang von Tjørnuvík zurück gen Tórshavn fuhren. Zwischen Haldarsvík und Langasandur nutzte ich die Gunst der Stunde, einen weiteren Stopp einzulegen, um oberhalb der Straße den höchsten Wasserfall des Archipels in Ruhe abzulichten. Ich hing mir die Fototasche über die Schulter, holte das Stativ aus dem Kofferraum, kletterte über die Leitplanke und stieg ein kurzes Stück das Fossdalur hinauf. Während Selma weiter im Reich der Träume weilte und Nina sich ein Buch schnappte, hatte ich genügend Ruhe, mich ein paar Langzeitbelichtungen des über zwei Kaskaden insgesamt 140 Meter in die Tiefe stürzenden Fossá hinzugeben.

Zuerst kraxelte ich ganz hoch hinauf bis ran an die überhängenden Felsen, über die sich der untere Fall ergießt. Dabei hielt ich Ausschau nach einem guten Standort, dem besten Winkel. Ich versuchte es an mehreren Stellen, machte Probebilder, baute das Stativ auf und wieder ab. Dann fand ich eine gute Position. Doch die Sonne schien über den Berg – ein Gegenlicht, das die hellsten Stellen des Wassers ausfressen ließ. Zu hässlich diese Spitzlichter. Ich wartete. Darauf, dass sich Wolken vor die  Sonne schoben und sich der Kontrast minderte. Nach einer Weile hatte ich Glück – jetzt passte es. Ich machte ein erstes Bild des Fossá. Dabei war nicht nur der Sonnenschein ein Problem, sondern auch der Wind. Mit dem 14-mm-Weitwinkel stand ich ganz nah dran am Wasserfall und immer wieder wurden feine Tropfen herangeweht, die sich auf der Linse – bzw. dem aufgeschraubten Graufilter – absetzten. Ein Tuch hatte ich immer zur Hand und versuchte, zwischen all den vielen Auslösungen, das Nass wieder fortzuwischen. So hatte ich schließlich den Wasserfall aus dieser Perspektive im Kasten. Aber das reichte mir noch nicht.

Über Gras und Steine balancierte ich wieder ein Stück hinab. Dicht an den Flusslauf, wo ich auf Steinen im Wasser das Dreibein errichtete. Ich rückte es etwas hierhin, dann dorthin, bis ich auch an dieser Stelle einen guten Aufnahmewinkel gefunden hatte. Bei diesem Bild des Fossá wollte ich nicht nur eine richtig lange Belichtungszeit anwenden, um das Wasser im Vordergrund ganz samtig weich darzustellen, sondern auch die Bewegung der Wolken am Himmel sollte sichtbar werden. Um das gewünschte Resultat zu erzielen, griff ich zum stärksten Graufilter. Auch hier machte ich einige Fotos, zwischendurch immer wieder darauf bedacht, die Optik frei von all den umherschwirrenden Tropfen zu halten, was leichter gesagt als getan war. Doch unter all den Aufnahmen von diesem Standpunkt war eine dabei, die meiner Vorstellung am nächsten kam – dahinschweifende Wolken über dem gleichsam weich fallenden und dahinfließenden Gewässer.

Zufrieden packte ich zusammen und lief zurück zum Auto, in dem Selma noch immer schlief. Dabei war die Zeit wie im Flug vergangen, so vertieft war ich in die Fotografiererei.

Nachfolgend das Foto nochmals in seinem korrekten Seitenverhältnis von 3:2 – entgegen dem Aufmacher in 16:9 … (PS: Klick aufs Bild macht groß).

Die kalten Fakten
Fujifilm X-E1, Fujinon XF14mmF2.8 R, B+W 110 ND 3,0 1000x Graufilter, ISO 200, 27s, Blende 16, -2 LW, Adobe Photoshop CS6 (ACR), VSCO Film 01

Aus dem Projekt und Fotobuch Mein Norden.

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