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Die Fujifilm X-H2 – Ein erster Eindruck

Die Fujifilm X-H2, Foto: Martin Hülle

Bevor Fujifilm am vergangenen Donnerstag bei einem X Summit in New York City die X-H2, das neue Flaggschiffmodell der X Serie, vorgestellt hat, konnte ich die Kamera mit ihrem 40,2-Megapixel-Sensor bereits ausprobieren.

Zu einer Vorabpräsentation hatte Fujifilm Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Foto-Presse wenige Tage vor der offiziellen Vorstellung nach Königstein in den Taunus geladen. Um den versammelten Fachleuten all die Vorzüge und Features der X-H2 aber nicht nur dröge in einer Pressekonferenz darzustellen und zu erklären, bekamen alle Anwesenden den Fotoapparat anschließend nicht nur für einen kurzen Moment in die Hand gedrückt, sondern konnten ihn während dreier „Workshops“ auch direkt testen. Die Themen waren passend zur Kamera gewählt und gemeinsam mit Anna Cor (Still Life) und Stefan Finger (Portrait) – beide ebenfalls X-Photographer – stand ich (Landschaft) der schreibenden (und fotografierenden) Zunft über zwei Tage zur Seite.

Für mich war die Fujifilm X-H2, die wie das ebenfalls erst recht kürzlich vorgestellte Schwestermodell X-H2S den neuesten Stand der Kameratechnologie repräsentiert, ebenfalls völlig neu. Beide Modelle sind laut Fujifilm außergewöhnlich leistungsfähig und in jeder Hinsicht darauf ausgelegt, auch hohen professionellen Ansprüchen gerecht zu werden. Der X-H2S hatte ich bis dahin allerdings kaum Beachtung geschenkt, da sie sich vor allem durch ihre enorme Geschwindigkeit auszeichnet, die sich etwa in der blitzschnellen Datenverarbeitung und der präzisen AF-Verfolgung von sich bewegenden Objekten zeigt – Merkmale, die in meiner eher stillen und ruhigen Landschaftsfotografie kaum von Bedeutung sind. Anders hingegen die Vorzüge der X-H2, die besonders in ihrer sehr hohen Sensorauflösung und einer überragenden Detailwiedergabe liegen.

Ich war also gespannt und möchte im folgenden meinen eigenen ersten Eindruck wiedergeben – soll heißen: dies ist kein Test auf Herz und Nieren, die es mittlerweile zuhauf sicherlich an anderen Stellen gibt, auch ist es keine Auflistung all dessen, was die Kamera kann und an Leistung unter der Haube hat … Dazu möchte ich darauf hinweisen, dass ich zuvor nie mit der direkten Vorgängerin, der X-H1 fotografiert habe (auch nicht mit der X-H2S) und auch bei der X-T-Serie bereits bei der X-T2 ausgestiegen bin. Über die letzten Jahre habe ich lange Zeit mit der X-Pro2 gearbeitet und zuletzt mit der äußerst kompakten X-E4 – Kameramodellen, die im Grunde ganz andere Zielgruppen und Arbeitsweisen ansprechen.

Zudem abschließend noch die Info: Die uns zur Verfügung gestellten X-H2-Bodies waren allesamt Vorserienmodelle mit noch nicht finaler Firmware. Daher kann ich hier z. B. keine 100-%-Ausschnitte von Fotos zeigen, da die Bildqualität unter Umständen noch nicht absolut final ist. Apropos Bildqualität: Die hier gezeigten Aufnahmen sind entwickelte RAW-Dateien und keine JPGs aus der Kamera (Adobe Camera Raw bzw. Lightroom können die RAW-Daten schon verarbeiten).

Aber egal, nun heißt es Vorhang auf und rein ins Vergnügen …

Neuen Kameras nähere ich mich meist eher von der haptischen Seite und schaue, wie sie mir denn so in der Hand liegen, bevor ich mir auch das Innenleben, sprich all das, was man in Datenblättern findet, zu Gemüte führe. Und hier überzeugte mich die X-H2 sofort. Ihr relativ großes Gehäuse mit dem ausgeprägten Griffwulst lässt sich sehr gut halten (auch mit nur einer Hand) und die wichtigsten Knöpfe und Einstellräder sind einfach zu erreichen. Besonders fiel mir hier die neue Position des Fokushebels positiv auf, für den nun keinerlei Daumenverrenkung mehr nötig ist. An dieser Stelle sei nochmals kurz erwähnt, dass die Gehäuse und alle Bedienelemente bei der X-H2 und X-H2S völlig identisch sind und auch jegliches Zubehör wie Hochformatgriff usw. somit eins zu eins kompatibel sind.

Einmal vors Auge geführt, war der Blick durch den Sucher die nächste, sehr überzeugende Offenbarung. Mit 5,76 Millionen Bildpunkten, 0,8-facher Vergrößerung und der hohen Bildwiederholrate von ca. 120 Bildern pro Sekunde ist es eine Freude, sich damit in Motiven zu verlieren. Etwas weniger anfreunden kann ich mich hingegen weiterhin mit dem rückseitigen Dreh- und Schwenkmonitor, eine Konstruktion, die ich bereits von der X-S10 kannte. Für die Filmerei gut, fürs Fotografieren hingegen mag ich „klassische“ Klappdisplays wie an der X-E4 oder X-T3 lieber.

Überhaupt ist das Äußere der Kamera mit dem PSAM-Wahlrad, das zugleich direkten Zugriff auf bis zu sieben Custom-Settings zulässt, und dem Subdisplay auf der Oberseite kompromisslos auf professionelle Anwenderinnen und Anwender zugeschnitten. Hier liegt die X-H-Serie näher an den aktuellen GFX-Mittelformat-Modellen als an anderen, mit mehr Rädchen und Retrocharme bestückten Kameras der X Serie wie beispielsweise den T-Modellen. Da hier eine X-T5 mit höchstwahrscheinlich gleich hochauflösendem Sensor sicherlich nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen wird, sollte dann allerdings für jeden Gehäuse-Geschmack etwas dabei sein.

Herzstück der X-H2 ist der neue 40,2 Megapixel X-Trans CMOS 5 HR Sensor, der optimal auf den schnellen X-Prozessor 5 abgestimmt ist. Die Kamera bietet die bislang höchste Auflösung der X Serie, sowohl bei Fotos als auch bei Videos. Somit ist sie die weltweit erste APS-C-Kamera, die Videos in 8K/30p direkt auf die Speicherkarte aufnehmen kann. Da Videos allerdings nach wie vor nicht mein Steckenpferd sind, werde ich hier nicht weiter darauf eingehen.

Anders die fotografischen Neuerungen. Der rückwärtig belichtete Sensor (die X-H2S hat darüber hinaus einen Stacked-Sensor mit mehrschichtigen Aufbau, der die Auslesegeschwindigkeit vervierfacht und so eine schnellere Bildverarbeitung ermöglicht) mit weiterentwickelter Pixelstruktur lässt nun eine Standard-Empfindlichkeit von ISO 125 zu und erlaubt zudem ultrakurze Belichtungszeiten von minimal 1/180.000 Sek.! Nun, so schnelle Bilder waren mir im Taunus nicht möglich, auch wenn im Garten des Hotels Falkenstein Grand die Sonne unbarmherzig vom Himmel brannte. Schönes oder gar dramatisches Licht, wie ich es bei meinen eigentlichen Landschaftsaufnahmen so liebe, war hier nicht zu bekommen. Hingegen mussten wir einfach nehmen, was wir kriegen konnten. Und uns statt opulenter Panoramen – die Frankfurter-Skyline zu Füßen versteckte sich die meiste Zeit im Dunst – an Details und dem wenigen verbliebenen Grün im ansonsten trockenen „Steppen-Ambiente“ erfreuen. Wie in vielen Landesteilen war hier Regen in letzter Zeit wohl nur äußerst selten zu Boden gegangen.

Ach ja, ein weiteres neues Ausstattungsmerkmal der X-H2 ist Funktion „Pixel Shift Multi-Shot“, bei der die Kamera nacheinander 20 hochauflösende RGB-Bilder im Rohdatenformat aufnimmt, wobei der Bildsensor nach jeder Belichtung minimal verschoben wird. Die so entstandenen Einzelfotos lassen sich mit der kostenlosen Software „Pixel Shift Combiner“ zu einer einzelnen Bilddatei mit einer Auflösung von 160 Megapixeln zusammenfügen. Diese Funktion, die besonders in der Still Life- und Produktfotografie Anwendung finden könnte, habe ich allerdings nicht ausprobiert, da die Software noch nicht zur Verfügung stand.

Aber auch so sind die 40,2 Megapixel beeindruckend. Selbst das kleine 27er-Pancake, mit dem ich neben dem lichtstarken 16-55er F2.8 vor Ort fotografiert habe, scheint von der Auflösung zu profitieren. Wie weit nun jedes ältere oder neuere Objektiv die volle Sensorauflösung bedient, kann ich jedoch nicht sagen. Das müssen sicherlich einzelne Tests zeigen.

Was der Sensor allerdings auf jeden Fall bei allen Linsen mit sich bringt, ist eine exaktere Fokussierung. Gegenüber der X-H2S verfügt die X-H2 über eine höhere Anzahl an Phasendetektionspixeln, was natürlich der höheren Sensorauflsöung und der dort entsprechend erforderlichen höheren Fokussiergenauigkeit im AF-S-Modus zu Gute kommt. Ein Punkt, der die Differenzierung beider Kameras unterstreicht – schnellste Motivverfolgung und höchste Serienbildraten bei der X-H2S gegenüber größtmöglicher Genauigkeit und Auflösung bei der X-H2.

Dass die X-H2 ebenfalls einen auf „Deep-Learning-Technologie“ basierenden Motiverkennungs-Autofokus besitzt, der verschiedene Motive (neben Gesichtern und Augen von Menschen nun z. B. auch Tiere oder Fahrzeuge) identifiziert und verfolgt, und über einen integrierten Fünf-Achsen-Bildstabilisator, der einen Verschlusszeitenvorteil bis zu sieben Blendenstufen (EV) mit sich bringt, verfügt, sei am Rande zusätzlich erwähnt. Beides konnte ich nicht ausreizen, zumal das Thema Motiverkennung und -verfolgung in der Landschaftsfotografie ohnehin eine untergeordnete Rolle spielt.

In der Zeit, in der mir die X-H2 zur Verfügung stand, habe ich sie so genutzt, wie ich es mit meinen anderen Kameras auch tue. Zeitautomatik, Blende zur Gestaltung vorgewählt und AUTO-ISO. Schließlich ging es in erster Linie um die Leistungsfähigkeit des 40-Megapixel-Sensors und weniger um alle anderen verbauten Raffinessen, welche die X-H2 zusammen mit der X-H2S aktuell zum ausgereiftesten Duo in Fujifilms X Serie machen.

Schwachstellen konnte ich in der Kürze der Zeit keine Ausmachen. Größe und Design sind den Anforderungen und Wünschen sicherlich vieler professioneller Fotografinnen und Fotografen geschuldet. Ich selber mag es hier lieber etwas kompakter und retrolastiger. Auch der zwei unterschiedliche Karten erfordernde Dual-Speicherkarten-Slot – eine herkömmliche SD-Karte und eine CFexpress-Type-B-Karte – ist wohl erforderlich, um bei Serienbild- und Videoaufnahmen das volle Potenzial der Kamera ausschöpfen zu können (nur zwei SD-Karten in einem kleineren und unter Umständen dafür etwas „langsameren“ Gehäuse würde ich aktuell sicherlich noch vorziehen).

Nun gut, die fotografischen Möglichkeiten, die uns Fujifilm zuerst mit der X-H2S und jetzt zusätzlich mit der X-H2 an die Hand gibt, schimmern mal wieder golden. Es liegt einmal mehr an uns, das volle Potenzial auszuschöpfen. Die Kameras sind kaum mehr limitierender Faktor – egal was die Geschwindigkeit oder den Detailreichtum betrifft.

Also, die X-H2 macht Spaß! Die Bedienung ist intuitiv, der Sucher ausgezeichnet und der Sensor – wie es aussieht – über jeden Zweifel erhaben. Wem das GFX-Mittelformat-System zu klobig, zu schwer und zu teuer ist, findet in der APS-C X-H2 eine äußerst leistungsfähige und hochauflösende Alternative im Fujifilm-Sortiment.

Selber habe ich momentan aber keinen unmittelbaren Wechsel- bzw. Aufstiegsdruck hin zu mehr Megapixeln. Meine nächste größere Reise steht erst im kommenden März an. Bis dahin warte ich ab, ob und wann eine X-T5 kommt (und wie diese dann aussehen und ausgestattet sein wird), oder ob sich bis dahin gar absehen lässt, dass die von mir bevorzugten Kameras im Rangefinderlook – wie die X-Pro- und X-E-Reihe – in naher Zukunft auch ein Upgrade hin zum höher auflösenden Sensor bekommen werden.

Was wäre Euer Favorit – die schnelle X-H2S oder die hochauflösende X-H2? Eure Meinung gerne in den Kommentaren!

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7 Kommentare Neuen Kommentar hinzufügen

  1. Axel Collein sagt:

    Hallo Martin,

    das habe ich nicht verstanden oder kenne den Zusammenhang nicht: … mit weiterentwickelter Pixelstruktur lässt nun eine Standard-Empfindlichkeit von ISO 125 zu.

    Interessant ist die Entwicklung der Fujifilm X-H2 für mich in der Studiofotografie schon. Die Auflösung und Detailabbildung, wie Du sie beschreibst, und weil sie viele Features bietet, die auch meine alte Leidenschaft der Sportfotografie abdecken kann. Bleibt abzuwarten, wie die technischen Werte z. B. bei DXOMARK abgebildet werden. Ich bin vor allem an einer größeren Tiefenschärfe bei vergleichbarer Blende zum Vollformat-Sensor interessiert. Wie schätzt Du das ein?

    Grüße aus der Kurpfalz, Axel

    1. Hallo Axel,

      das mit der weiterentwickelten Pixelstruktur kann ich Dir technisch jetzt nicht erklären (vielleicht findest Du auf der Seite von Fujifilm zur Kamera genauere Infos dazu). Nur soviel: Bislang lag die Basis-ISO ja bei 160 und aufgrund des neuen Sensor konnte sie auf ISO 125 abgesenkt werden …

      Aufgrund des kleineren APS-C-Sensors im Gegensatz zum Vollformat sollte die Tiefenschärfe bei gleicher Blende höher sein.

      Beste Grüße
      Martin

  2. Florian sagt:

    Danke Martin für Deinen ersten Eindruck! Ich werde, so lang meine X-T2 nicht den Geist aufgibt, auch auf die X-T5 oder noch lieber eine X-Pro4 mit diesem Sensor warten.

    1. Hallo Florian,

      ja, eine X-Pro4 mit diesem Sensor würde mir auch gefallen. Die dann aber bitte nicht mit dem Klappdisplay der X-Pro3, sondern mit dem, was auch bei der X-T5 wohl zu erwarten ist …

  3. David sagt:

    Hallo Martin,

    herzlichen Dank für Deine persönlichen Eindrücke zur Fujifilm X-H2. Mich würden ja schon die 40 Megapixel reizen, gerade in der Studiofotografie, Portrait- und Produktfotografie. Schulterdisplay und Griff sind für mich ebenso interessant.

    Grüße David

  4. Christian sagt:

    Hallo Martin,

    was mein Favorit wäre? Ganz klar die 40 Megapixel.

    Nicht, dass ich sie immer brauchen würde, aber manchmal eben schon. Bei dem Klappdisplay bin ich ganz bei Dir. Ich hätte mir bei der X-H2 eine stärkere Abgrenzung zur S-Variante als Kamera mit dem Fokus auf Fotografie gewünscht (wofür das X-T3 Display die bessere Option ist). Das lässt sich aber scheinbar nicht mehr trennen. Allerdings ist es mir völlig unverständlich, warum die Kamera in Richtung „Profi“ ausgerichtet ist und dann einen Selfie-Display mitliefert, der hauptsächlich YouTuber bedient, die als Alleinkämpfer gleichzeitig vor und hinter der Kamera stehen müssen. Dafür braucht es nun wirklich keine 8K-Video-Auflösung.

    Ich jedenfalls freue mich auf die 40 Megapixel, den stabilisierten Sensor (den meine X-T30 nicht hat), den fantastischen Sucher, den ich mir bei der S-Variante angesehen habe, und die neuen Trackingmöglichkeiten. Ebenso gespannt bin ich auf die C1-7. Habe ich mich doch häufig im Menü wiedergefunden, um die Customprofile zu wechseln – das sollte nun mit dem Rad gehen – super :)

    1. Hallo Christian,

      es war auch mein erster Gedanke, ob die X-H2 wohl ein „fotografischeres“ Klappdisplay als die X-H2S bekommen würde. Hier hat man sich seitens Fujifilm aber wohl dazu entschieden, beide Modelle vom Gehäuse und in ihrer Handhabung völlig identisch zu gestalten (was ja auch Vorteile hat, sollte man mit beiden parallel arbeiten). Abgesehen davon ist die Kamera aber wirklich sehr, sehr fein …

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