Fotografie Reisen

The Land of Maybe

The Land of Maybe, Foto: Martin Hülle

Wir erreichen „The Land of Maybe“ im Nebel. Wie auch sonst, alles andere wäre eine Überraschung. Verregnet ist das Olavsfest, der Nationalfeiertag, der uns den Einstieg in dieses Land beschert. Bunte Trachten erhellen die Hauptstadt Tórshavn, wo wir vor Regen geschützt Fish’n Chips essen, während im Hintergrund eine Blaskapelle spielt. Wind und Wetter sind die bestimmenden Faktoren, nach denen sich auf den Färöer-Inseln alles richtet. An den äußersten Kanten säumen schmale Straßen die Eilande und führen zu entlegenen Dörfern, die oftmals nur aus einer Handvoll Häusern bestehen und verwittert dem launischen Wetter trotzen. Oft hängen Wolken und Nässe tief zwischen den engstehenden Bergen. Dann blinzelt urplötzlich die Sonne hervor, bis sich die Szenerie einen Wimpernschlag später wieder verhüllt. Nirgends habe ich bisher so rasche Wetterwechsel erlebt. Beeindruckt von all der Schroffheit folgen wir unwegsamen Schafspfaden und erkunden die Inseln, die sich wie grüne Haifischflossen aus dem Meer emporrecken. Wir bleiben fast vier Wochen und ernten fragende Blicke der Einheimischen. Als würden sie selbst nicht verstehen, was man hier zu suchen hat. Doch wir sind glücklich darüber, in dieser einmaligen, abgeschiedenen Gegend unterwegs zu sein. Als die Wolkendecke einmal komplett aufreißt, und wir einen Gipfel erklimmen, liegt uns das halbe Archipel zu Füßen. Weit reicht der Blick über all die grünen Zacken, tiefen Täler und blauen Fjorde. In der Ferne entdecken wir Risin und Kelligin, die einst von Island kamen, das sich Sorgen um die kleinen Färöer machte. Die Trolle wurden ausgesandt, sie nach Hause zu holen, doch es dauerte zu lange, alle 18 Inseln zu vertäuen, um sie übers Meer nach Island zu ziehen. Die Nacht war fortgeschritten, der Tag graute. Und als die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont kamen, verwandelten sich Risin und Kelligin augenblicklich zu Stein. Unsere Reise führt uns ans Ende der Welt, in eine dramatische Insellandschaft, in der sich die Färinger zwischen Tradition und Moderne bewegen. Die bäuerliche Landarbeit wirkt oft wie ein Relikt längst vergangener Zeiten. Traktoren sehen wir selten. Hingegen viel Handarbeit allerorts. Ganze Familien, die gemeinsam mühselig in kleinen Portionen Heu einfahren. Daneben gehen Helikopterflüge von Insel zu Insel einher und nicht zu vergessen millionenschwere Tunnelbauten. Vieles bleibt uns verborgen und ist schwer zu fassen. Es verliert sich im Nebel und wir blicken staunend auf die Schafsinseln zurück.

Fotografiert mit der FUJIFILM X-E1 und dem XF14mmF2.8 R, dem XF18-55mmF2.8-4 R LM OIS sowie dem XF55-200mmF3.5-4.8 R LM OIS

Aus dem Projekt und Fotobuch Mein Norden.

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