Seit März 2012 fotografiere ich mit dem X System von Fujifilm. Mein Einstieg war die X-Pro1 – die Kamera, deren Vorstellung ich so sehr entgegengefiebert hatte. Dieses Stück Technik im Retrolook erschien mir so verlockend wie kein anderer Fotoapparat. Dabei war mein Wunsch, von nun an mit diesem System loszuziehen, am Anfang in erster Linie aus der frustrierenden und ermüdenden Schlepperei des schweren DSLR-Geraffels geboren. Ich wollte eine Alternative mit gleich hoher Bildqualität, aber weniger Speck auf den Rippen.
Die X-Pro1 übertraf dann alle meine Erwartungen: Sie machte nicht nur hervorragende Bilder, sondern einfach auch unglaublich viel Freude! Es war bis dahin die schönste Kamera, die ich je hatte. Ein Werkzeug mit Ecken und Kanten, aber genauso geradlinig auf dem Weg zum entscheidenden Moment.
Über die Jahre nutzte ich aber auch weitere Kameramodelle aus dem Fujifilm-Sortiment. Aus der kompakteren X-E-Serie, die ich allerdings als nicht so ergonomisch empfand wie ihre große Schwester, die X-Pro, oder die ausgewogene X-T1, mit der ich die meisten Reisen meines Projekts Mein Norden bestritten habe. Doch schließlich ist es die X-Pro2, die alle Welten für mich vereint. Die Veränderungen und Optimierungen bieten im Grunde all das, was ich mir bei Fujifilm als wichtigste Verbesserungen gegenüber ihrer Vorgängerin gewünscht hatte.
Als dann auch die X-T1 eine Nachfolgerin bekam, wurde ich immer wieder um meine Einschätzung gebeten, ob man jetzt die X-Pro2 nehmen oder doch lieber zur X-T2 greifen solle? Meine Antwort: Es kommt darauf an. Darauf, welche der beiden Kameras einem besser in der Hand liegt und welche Features einem besonders wichtig sind. Darauf, wie und was man fotografiert.
Unterm Strich mag ich die X-Pro2 einfach am liebsten: Nicht zuletzt hat auch sie diese Seele inne, die mich einst zu ihrer Vorgängerin greifen ließ, um meiner Fotografie einen weiteren Schub zu verleihen. Die Technik wirkt unterstützend auf dem Weg, die eigene Kreativität voranzutreiben.
Im Buch FUJIFILM X-PHOTOGRAPHERS – Vom Fotografieren mit dem Fujifilm X-System berichte ich auch ausführlich über meinen Liebling. Und nachdem ich eine Zeit lang mit einer X-Pro2 und einer X-T2 als Backup losgezogen bin, habe ich mich mittlerweile vom T-Modell getrennt und eine zweite X-Pro2 angeschafft, um von nun an parallel und einheitlich mit zwei X-Pro-Kameras unterwegs zu sein.
Objektive – Die Qual der Wahl
Kamen während meines Fotoprojekts Mein Norden von Reise zu Reise noch viele verschiedene Objektive aus dem X System von Fujifilm zum Einsatz, die zusammen einen Brennweitenbereich von 10 bis 200 Millimeter abdeckten (entsprechend 15 bis 300 mm an Kleinbild), möchte ich mir bei meinem aktuellen Fotoprojekt eine „Verdichtung“ zunutze machen und möglichst über die ganze Projektdauer nur mit wenigen Festbrennweiten fotografieren – genauer mit drei, maximal vier Objektiven. Denn die recht enge Begrenzung bei den verwendeten Brennweiten schlägt sich auch im Bildstil wieder. Dieser wird nicht nur geprägt durch Aspekte wie Motivwahl, Ausschnitt, Lichtsetzung sowie den Moment und die Bearbeitung, sondern darüber hinaus in großem Maße durch die eingesetzten Objektive. Eine bewusste Beschränkung und eine immer wiederkehrende Nutzung bestimmter Brennweiten/Objektive können den persönlichen Stil demnach noch weiter befeuern und den Wiedererkennungswert steigern.
Die Frage, welche Festbrennweiten ich nehmen soll, hatte ich ja bereits gestellt. Und auch eine Antwort gefunden in dem lichtstarken Trio aus 16er, 23er und 56er. Vieles spricht dafür, primär mit diesen Fujinon-Linsen loszuziehen und damit meinen „reportageartigen“ Stil der Landschaftsfotografie weiter voranzutreiben und herauszuarbeiten.
Aber da gibt es ja noch die Alternative aus den drei kleinen Objektiven mit F2er-Anfangsblendenöffnung, die in Anlehnung an die Summicron-Reihe von Leica als „Fujicrons“ die Runde machen. Das XF23mmF2 R WR, XF35mmF2 R WR und XF50mmF2 R WR sind im Gegensatz zu den lichtstarken Glasklötzen extrem klein, leicht, mit sauschnellem Autofokus gesegnet und darüber hinaus gegen Schmutz und Feuchtigkeit abgedichtet. Für mich und meine Unternehmungen, bei denen jedes Gramm im Gepäck schwer ins Gewicht fällt, sind diese Festbrennweiten äußerst reizvoll.
Bei einem Versuch, den Vestkyststien in Dänemark zu laufen, hatte ich kürzlich nur diese drei Objektive dabei. Als weiteren Test, ob deren optische Leistung ausreichend ist, um ein großes Projekt damit zu fotografieren. Aber zu vielen Bildern kam ich leider nicht, denn ein strammer Ostwind ließ die ohnehin niedrigen Temperaturen in frostige Minusgrade purzeln und wir suchten schnell wieder das Weite, obwohl wir doch eigentlich für alles gerüstet waren – nur nicht für sibirische Kälte …
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Ein Rückblick
Auf Island im letzten Sommer und in Norwegen im vorigen Februar war ich noch mit dem bewährten Dreigestirn aus XF16mmF1.4 R WR, XF23mmF1.4 R und XF56mmF1.2 R unterwegs. Ob bei der Fotoserie Plan B oder bei der Bildstrecke Zwischen Morgengrauen und Abenddämmerung waren die Objektive wieder einmal verlässliche Begleiter mit bestechender Leistung.
Wenn sie nur nicht so schwer wären und es diese leichteren Alternativen gäbe …
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Ein Ausblick
Die Anschaffung einer zweiten X-Pro2 hatte auch den Grund, von nun an beide Kameras mit angesetztem Objektiv griffbereit in der Fototasche zu haben. Bislang habe ich immer nur einen Fotoapparat genutzt und das andere Gehäuse gut verpackt als Sicherung im Rucksack mit mir rumgeschleppt. Die Ersatzkamera konnte dann durchaus ein anderes Modell sein, aber bei einem Paralleleinsatz ist es erheblich sinnvoller, wenn es sich um identische Bodies handelt. Denn der Griff zu dieser oder jenen Kamera ist ja quasi nur ein Objektivwechsel, der ansonsten umständlich vorgenommen werden müsste, was auf meinen Unternehmungen vor allem bei widrigem Wetter sehr lästig sein kann.
In Dänemark hatte ich eine X-Pro2 mit dem kleinen 23er bestückt, die andere mit dem leichten 50er. Das 35er steckte zusätzlich noch in der Fototasche. So war der wichtigste Brennweitenwechsel zwischen Weitwinkel und leichtem Tele schnell durchgeführt, eben allein dadurch, die jeweils andere X-Pro2 in die Hand zu nehmen. Das 35er kam auf dieser Reise übrigens gar nicht zum Einsatz.
Im Mai breche ich nun nach Schottland auf, wo ich den Cape Wrath Trail laufen möchte, eine 370 km lange Wanderstrecke. Dorthin werde ich eine Kombination aus dem „Top-Trio“ und den „Fujicrons“ mitnehmen. Das kleine 23er an der einen X-Pro2 und das leichte 50er an der anderen hat sich auf dem Vestkyststien als sehr praktisch erwiesen. Handlich und immer griffbereit. Und zu diesen schnuckeligen Linsen dann noch das lichtstarke 16er. Mehr braucht es sicherlich nicht, um alle Erlebnisse einzufangen.
Die X-Pro2 mit wenigen Festbrennweiten ist für mich die Konzentration auf das Wesentliche. Und zudem ausreichend, eine Reise nach meinen Wünschen zu dokumentieren, denn weniger ist auch hier meist mehr.
Konzentriert Ihr euch auch auf wenig Fotoausrüstung oder nehmt Ihr immer „alles“ mit? Berichtet gerne in den Kommentaren!
Vorabartikel
> Welche Festbrennweiten von Fujifilm soll ich nehmen?
Folgeartikel
> Ein Fujifilm-Festbrennweiten-Update
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Die Frage ob 50 oder 56 – auch die anderen Brennweiten mit WR-Alternative – stellen sich viele, immerhin kommt ein nicht unerheblicher Anteil der Fuji-Kunden aus der „Kompakt-Qualität“-Ecke. Vor diesem Hintergrund halte ich es wie Du: Nur mit was gebraucht wird. Allerdings beobachte ich bei mir selber, dass man trotzdem noch tendenziell zu viel mitnimmt, da man ja auch nichts verpassen möchte.
Ich selbst habe mich übrigens für das 56 als Linse für Shootings (also Projektarbeit, die keine andere Linse benötigt) entschieden und werde demnächst beim 35er in das WR investieren, da man hier im Bereich des klassischen „Immerdraufs“ unterwegs ist.
Übrigens auch ein Grund, warum ich das XF27mm für unterschätzt halte: In Kombination mit der E-Serie sind Qualität im kleinen Gewand kaum besser zu bekommen.
Ja, das 27er wird gerne unterschätzt … Ich habe das auch noch und damit ist selbst die X-Pro2 sehr kompakt … Aber bei meinen Touren brauche ich zumindest ein klein wenig Variabilität bei den Brennweiten …
Stimme ich zu – habe gerade das 27er-Pancake an meiner X-E3 und bin hinsichtlich Schärfe und nah auch Bokeh hin und weg!
Lieber Martin,
in Georgien hatte ich die X-Pro1 und X-Pro2 mit dem 14mm, WR 23, WR 35 und WR 50mm dabei. Habe nichts vermisst. Im Herbst bin ich zum Schafabtrieb wieder in dem Land, aber ohne das WR 35. Weniger ist mehr.
Gruß Ingo
Na, das ist ja dann eine vergleichbare Zusammenstellung. Nur, dass ich anstelle des 14ers das 16er bevorzuge …
Ich bin noch recht neu in der Welt des X Systems. Zu meiner X-Pro2 kam das 23er/2 mit, kurz darauf habe ich mir für den UWW Einsatz das 10-24 und das 50er/2 für Portraits gekauft. Inzwischen ist noch das 18/2 und das 35/2 dazugekommen. Eigentlich ist das 10-24 + dem 50/2 alles, was ich brauche. Eigentlich. Aktuell ist das 18/2 und das 50/2 immer in der einen Tasche an der einen Kamera. Für unseren Rumänien-Urlaub im Sommer, bin ich noch auf der Suche nach der richtigen Kombi.
Da ich gerne UWW arbeite, ist das 10-24 eigentlich eine nette Kombi, leider passt neben dem 10-24 kein weiteres Objektiv in meine Streetomatic. Die Lösung mit 2 Bodies hatte ich bei Panasonic, hier haben die GM5 und die GX8 zusammen in die Tasche gepasst. Die Kombi X-Pro2 und z. B. X-E3 würde ich jetzt aber bzgl. Gewicht und Größe bei der Reise erst mal ausschließen.
Warum greife ich nicht zu den 1.2er/1.4er Linsen? Größe! Gewicht!
Ich bin vor 2 Jahren vom Kleinbildformat (Nikon D600 FX) auf mFT wegen der Größe umgestiegen. Der „Aufstieg“ zu Fuji (mFT->Crop) hat eine Vergrößerung der Linsen mit sich gebracht. Ich muss es aber nicht noch weiter maximieren. Natürlich würde sich der AF über mehr Licht freuen. Das Thema „Freistellung“ ist für mich nur Nebensache.
Die Alternative wäre noch das 16-55 für den Urlaub. Es ist wie immer schwierig, vor allem wenn die Bandbreite zwischen Familienbilder und Reise-Doku liegt. Die eierlegende Wollmilchsau (18-135?) gibt es nicht oder ist ggf. qualitativ dann doch Prio C.
Bisher finde ich die Fujicrons (F2er Linsen) sehr passend und abgesehen vom 18er auch schnell und leise.
Sehr interessanter Artikel und ich kann allem nur zustimmen. Leider habe ich mich in das 35mm F1.4 verliebt, so dass es mein Immerdrauf auf meiner X-Pro2 geworden ist. Mit dabei habe ich noch die X-T10 mit 18mm F2.0. Das ist alles, mehr brauche man nicht.
Zum Herumspielen habe ich mir noch eine alte X-E1 mit dem 7artisans 25mm F1.8 geholt.
Das beste daran ist, alle 3 Kameras passen bei mir problemlos in eine ganz kleine Lederfototasche, in der man gerade mal eine Spiegelreflexkamera unterbringen könnte.
Hallo,
an meiner X-Pro2 ist meistens das 35mm 2.0 WR montiert. Außerdem habe ich das 16mm 1.4 WR sowie das 90mm 2.0 WR. Mit diesen Objektiven bin ich bei Veranstaltungen und Konzerten sehr zufrieden!!! Im Streetbereich gehe ich meistens nur mit meiner X100F los! Mehr brauche ich da nicht; vorausgesetzt, das Wetter ist gut.
Ich hatte im Urlaub meine a6500 dabei und sie teilte sich den Slingbag mit einem 18-105 f/4, einem 50mm f/1.8 und einem 12mm f/2. 2/3 der Bilder sind mit dem 12mm entstanden, der Rest mit dem 18-105. Das 50mm kam gar nicht zum Einsatz. Ob es das nächste Mal wieder mitkommt? An sich hatte ich es für den Fall dabei, dass ich mal Portraits schießen würde. Notfalls wäre das aber auch mit dem Zoom gegangen, auch wenn das zum Freistellen natürlich etwas schwächelt. Für den Urlaub hätte das aber gereicht.
Wenn man sich überlegt, welche Optiken man braucht, dann ist natürlich auch ein Blick in den Geldbeutel notwendig, denn nicht nur Firmentreue und Gewicht sind wesentlich, sondern auch Gewicht und Schärfe sollten bedacht sein. Kann man auf einen AF verzichten, hat man eine qualitativ hochwertige Lösung, zumindest als Übergang oder Überbrückung. Auf vielen Fotobörsen sind Leica-Schraubobjektive für alte Leica-M-Kameras oder als weitere Möglichkeit Voigtländer-Schraubobjektive für (alte) M-Leicas für wenig Geld verfügbar (M39), die eine hervorragende Qualität haben. Dabei nehmen Voigtländer-GLäser denen von Leica nichts. Ich fotografiere z. B. auch mit dem Leitz Hektor 2.5/85mm vom alten Leitz-Prado 150 aus meinen Jugendtagen (Projektionsobjektiv), wobei der Tubus praktischerweise auch ein M39-Gewinde hat, was die Adaption ganz einfach macht. Der Nachteil ist, dass das Glas keine Blende hat (und wie erwähnt keinen AF, zudem ein Adapter besorgt werden muss). Zuletzt habe ich mir einen zweiten Leitz Prado samt Tubus und Hektor für 20,- Euro gefangen. Es ist ein wunderbares Portrait-Objektiv. Nun habe ich sogar zwei! Daneben steht noch ein Elmarit 2.8/120mm mit einem selbstgebauten Tubus-Adapter im Schrank.
Ihre Webseite finde ich ganz außerordentlich, lieber Martin Hülle! Danke!
LG Hans-Joachim Brunk