Müsste ich mich für den Rest meiner Fotografie für eine einzige Brennweite entscheiden, würde ich wahrscheinlich ein 35-mm-Objektiv – bezogen auf das Kleinbildformat – wählen. Der natürliche Bildwinkel dieser Brennweite entspricht fast dem Sehwinkel des Menschen und bezogen auf die Tiefe erscheinen Objekte in der Ferne nur geringfügig kleiner als in der Wahrnehmung unserer Augen. Die Motive wirken gegenüber einem klassischen 50-mm-Normalobjektiv minimal unnatürlich, wodurch die Sichtweise allerdings an Spannung gewinnt. 35 mm sind großartig für Landschaftsaufnahmen, die Weite mit Intimität verbinden. Diese Brennweite ist äußerst vielseitig und variabel einsetzbar. Sie ist Reich an Facetten.
Ein solch moderates Weitwinkel scheint deshalb nicht nur meine Lieblingsoptik zu sein, denn nicht umsonst bietet das X System von Fujifilm – mit dem ich fotografiere – mittlerweile vier Optionen an. Entsprechend zum Bildwinkel eines 35-mm-Kleinbildobjektivs sind es hier (APS-C) das alte XF23mmF1.4 R, das neuere XF23mmF1.4 R LM WR, das kleinere XF23mmF2 R WR „Fujicron“ und als neuester Spross das winzige XF23mmF2.8 R WR Pancake. Aus diesem Angebot sollten alle einen idealen Begleiter finden, der es ermöglicht, mit künstlerischer Freiheit die Welt auf dennoch realistische Art und Weise einzufangen.
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Dieser Beitrag ist Teil meiner Artikelserie über mein Objektiv-Quartett von Fujifilm
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Erste Erfahrungen machte ich mit dem alten 23er bei einer Wanderung durch den finnischen Urho-Kekkonen-Nationalpark. Tief hinein begab ich mich in die Wildnis und spielte dort mit Ebenen und Unschärfen. Um Vorder- und Hintergründe stimmig beisammenzuhalten, war das dezente Weitwinkelobjektiv perfekt geeignet.



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Zum Abschluss meines Projekts Mein Norden hatte ich die Linse dann in Grönland wieder mit dabei. Die 23 mm (respektive 35 mm KB) machten es möglich, gleichwohl opulente Panoramen wie unaufdringliche Details auf den Chip zu bannen – ein Spagat, den nur wenige Brennweiten so ausgewogen beherrschen.



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Als ich mich für mein nachfolgendes Projekt Another Time, Another Place schließlich dazu entschloss, nur noch mit einer begrenzten Auswahl an Festbrennweiten loszuziehen, war klar, dass das 23er in meinem „reportageartigen“ Stil der Landschaftsfotografie eine wichtige Rolle spielen würde. Es avancierte zu meinem „Standardobjektiv“ – flankiert nur noch von einem leichten Tele und einem etwas stärkeren Weitwinkel.



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Im Laufe der Zeit ersetzte ich den F1.4er-Glasklotz zunehmend durch das kleinere und leichtere F2er-„Fujicron“. Zwar liefert der Lichtriese in meinen Augen die noch etwas „schönere“ Bildcharakteristik, aber da alle Kompromisse, die man eingeht, letzten Endes keinen entscheidenden Einfluss auf die inhaltliche Qualität der Fotos haben, griff ich mehr und mehr zur deutlich kompakteren Variante.



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Mittlerweile bin ich noch einen Schritt weitergegangen und das ganz neue 23er-Pancake ist von nun an das künstlerische Normalobjektiv meiner Wahl. Klein aber fein mache ich mich damit ab jetzt auf den Weg, neue Erlebnisse festzuhalten …
(K)eine Alternative: 28 Millimeter
Es gibt viele, die auf ein 28-mm-Weitwinkel schwören (oder es zusätzlich zu einem 35er einsetzen). Der Bildausschnitt zeigt noch etwas mehr, aber nicht so, wie ich es mag.
Bei Fujifilm decken das lichtstarke XF18mmF1.4 R LM WR und das handliche XF18mmF2 R diesen Bereich ab, Optiken, die einem 27er-Kleinbildobjektiv entsprechen. Letzteres habe ich zu Beginn meiner Fujifilm-Laufbahn einmal benutzt, aber ich wurde damit nie richtig warm. Die Brennweite ist für mich weder Fisch noch Fleisch.
Im Vergleich zum 35er (23er bei Fujifilm) erscheinen Objekte im Hintergrund bereits deutlich distanzierter und kleiner. Für meinen Geschmack bereits zu ausgeprägt bei einem Objektiv, dass für mich Szenerien noch annähernd „normal“ darstellen soll. Daher sind mir die 35 mm erheblich lieber.

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PS: In meinem Beitrag zum 50-mm-Normalobjektiv hatte ich erwähnt, dass ich in jenem Bereich ein 40er als Alternative sehe und entsprechendes 27er-Pancake von Fujifilm in den letzten Jahren bei vielen Unternehmungen dabei gehabt habe. Aufgrund seiner Kompaktheit ersetzte es in der Zeit sogar meine geschätzte 23-mm-Brennweite. Jetzt, wo es auch diese als „Pfannkuchen“ gibt, ist damit wieder Schluss. Denn: Das 27er mag ein 35er ersetzen können (40er gegenüber 50er KB), aber das wahre 35-mm-Weitwinkel (23er bei Fujifilm) bleibt auf Dauer alternativlos ;-)
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Welches ist Eure Lieblingsbrennweite? Berichtet gerne in den Kommentaren!
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Tja, als X100-Liebhaber bleibt mir ja fast nix anderes übrig als das 23er …
Ja, ich kann mit dem WLC auf 18 mm (28 mm) verkürzen und mir geht es da (inzwischen) so wie Dir. Ich hatte mal ein F1.7/15mm PanaLeica – das war irgendwie spannender als die 28 mm – es ist schon komisch, wie manches einem entgegenkommt und anderes nicht. Insbesondere in der Landschaft kann ich mich mit WW oder gar UWW gar nicht mehr anfreunden. Tja …