Ausrüstung Fotografie

24 mm – Das optimale Weitwinkel

24 mm – Das optimale Weitwinkel, Foto: Martin Hülle

In meinem Bildstil mache ich mir eine „Verdichtung“ zunutze, bei der es ein zentrales Ziel ist, die subjektiven Eindrücke meiner „reportageartigen“ Landschaftsfotografie in Aufnahmen darzustellen, welche weitestgehend noch dem menschlichen Blick entsprechen bzw. nahekommen. Dafür erweitere oder beschneide ich diesen Seheindruck – der bezogen auf das Kleinbildformat in etwa mit dem Bildwinkel eines 50-mm-Normalobjektivs übereinstimmt – nur moderat und mein verwendetes Objektiv-Setup ist nach unten und oben in recht engem Rahmen um diese Brennweite abgesteckt, damit ich bei allen Impressionen möglichst nahe an einer „natürlichen“ Darstellung bleibe.

Ein moderates Weitwinkel (35 mm) und ein leichtes Tele (75 mm) sind in diesem Spektrum meine Hauptakteure und besonders nah dran an der Sichtweise der menschlichen Augen. Ein etwas stärkeres 24-mm-Weitwinkel weicht davon in meinem Linsen-Quartett hingegen am auffälligsten ab. Dabei markiert diese Brennweite für mich die Grenze, an der ein Bild weiterhin einigermaßen harmonisch ausbalanciert erscheint, ohne in eine bei Ultraweitwinkelobjektiven schnell übertriebene Verzerrung der Wirklichkeit abzudriften. Vor allem das Verhältnis zwischen Vorder- und Hintergrund bleibt vergleichsweise homogen.

Im Fujifilm X System (APS-C) – mit dem ich fotografiere – entsprechen das lichtstarke XF16mmF1.4 R WR und das kompakte XF16mmF2.8 R WR exakt dem Bildwinkel eines 24-mm-Kleinbildobjektivs. Beide Modelle habe ich bereits jahrelang benutzt und sehe die damit erzielte Perspektive im reichhaltigen Angebot der „extremeren“ Weitwinkelbrennweiten als optimal an.

Dieser Beitrag ist Teil meiner Artikelserie über mein Objektiv-Quartett von Fujifilm

Das 16er führt – optimal hin oder her – allerdings oftmals ein Schattendasein in meiner Fotografie. Häufig kommt es bei einer Reise oder Outdoortour gar nicht zum Einsatz und schlummert tagelang verborgen in der Fototasche. Deshalb habe ich das exzellente jedoch schwere F1.4er auch schnell durch das viel kleinere und leichtere F2.8er ersetzt, als diese Ausführung zusätzlich auf den Markt kam. Es ergänzend zu meinen meistgenutzten Brennweiten mitzuschleppen, fällt so einfach deutlich weniger ins Gewicht.

Dabei kommen die 16 mm (respektive 24 mm KB) am ehesten dann zum Einsatz, wenn die Landschaft es erfordert und ich nur damit all das im Bild unterkriege, was ich zeigen möchte. Doch das geschieht eben sporadischer, als vielleicht gedacht. Aber da ich engere Bildausschnitte (mittlerweile) überwiegend bevorzuge, bleibt diese Optik für mich ein Sonderfall.

Gerne setze ich es hingegen bei „Actionbildern“ ein, die Aktivität im Umfeld ausgedehnter Wildnis darstellen. Hier finde ich jene mit dieser Brennweite einhergehende leicht ausgeprägtere Betonung des Vordergrundes und einen im Gegensatz zu moderateren Objektiven entfernter und kleiner erscheinenden Hintergrund vielfach sehr passend. Es zeigt greifbar die Weite, inmitten derer die Geschehnisse stattfinden.

Daher ist dieses Weitwinkel für mich zwar ein seltenes Vergnügen, aber bei Bedarf der ideale Kompromiss in diesen rasch zu üppig ausfallenden Brennweitenbereichen, denen fix eine allzu vehemente Unnatürlichkeit innewohnt …

(K)eine Alternative: 20 Millimeter (und mehr)

Denn bevor ich mit dem 24er (16er bei Fujifilm) als stärkerem Weitwinkel eine „Untergrenze“ zog, habe ich ein 20er benutzt. Bei Fujifilm deckt das XF14mmF2.8 R diesen Bereich ab, das streng genommen einer 21er-Kleinbildbrennweite entspricht. Bei einem Objektiv mit einem bereits derart ausufernden Bildwinkel ist das jedoch so eine Sache. Der große deutsche Naturfotograf Fritz Pölking sagte einst, eine Optik dieser Brennweite sei schnell „geschwätzig“, weil sie einfach zu viel aufs Bild bringt, oft Unwichtiges. Ein „viel hilft viel“ ist hier vielfach wenig zielführend auf dem Weg zu einem guten Bild.

Neben dem, dass das Hauptmotiv hier zügig aus dem Fokus gerät und mit belanglosem Schnickschnack umgeben wird, ist es auch die Perspektive, die bei UWW-Linsen alsbald zerfließt und in – zumindest – meiner auf „Normalität“ ausgerichteten Bildsprache nicht mehr passt. Überdimensionierte Vordergründe gegenüber verschwindet kleinen Hintergründen – ein Effekt, der natürlich umso gewaltiger in Erscheinung tritt, je mehr die Brennweite ins ultraweitwinklige driftet. Zwischen 24 mm und 20 mm liegt meines Erachtens der Kipppunkt, an dem die Balance aus dem Gleichgewicht gerät.

Wie steht Ihr zu weiten Winkeln? Sind sie Euch auch schnell zu geschwätzig? Berichtet gerne in den Kommentaren!

Vorabartikel

> Mein Objektiv-Quartett von Fujifilm

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2 Kommentare Neuen Kommentar hinzufügen

  1. oli sagt:

    Wenn ich in meinen Bilderfundus schaue, so 5-7 Jahre zurück, dann war das 10-24/F4 so mein Standardobjektiv. Mehr ist besser – dachte ich immer. Der Effekt nutzt sich aber zu schnell ab. Auch ich habe das viel zu wenig beachtete 16/F2.8 in der Schublade. Genau dort. Das 14er habe ich inzwischen verkauft, genauso wie das 10-24. Zu selten „gebraucht“, zu wenig genutzt. Und auch das 16er tut sich bei mir (inzwischen) schwer. Aber es ist sooo schön an der X-Pro … Manchmal isst das Auge auch mit! ;-)

  2. Jens sagt:

    Hallo, danke für den Beitrag. Habe gleich auf meine HP geschaut und keinen Beitrag mit den 16 mm dabei. 2025 habe ich mit dem Samsung NX10mmF3.5 eine Fotoserie erstellt – Bilder im Link.

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