Wandern

Rund um Ennepetal – 54 Kilometer in 12 Stunden

Rund um Ennepetal, Foto: Martin Hülle

Es war warm. Ein Sommertag im Frühling. Genau richtig, um eine lange Tageswanderung zu unternehmen … Oder etwa nicht? Früh brach ich gestern Morgen auf und fuhr mit der S-Bahn nach Schwelm. Mein Ziel für den Tag war mal wieder der Rundweg um Ennepetal, den ich zuvor schon neunmal an einem Stück gelaufen bin. Über die Jahre ist der Weg zu meiner Hausstrecke geworden. Ich habe alle Passagen gut im Kopf, kenne die Auf- und Abstiege wie meine Westentasche. Doch weil der Weg so schön ist, in seinem Verlauf selten Straßen und Häuser tangiert, vielmehr die meiste Zeit durch Wälder, über Felder und an Talsperren entlang führt, laufe ich ihn immer wieder gerne. Dabei ist die Strecke anspruchsvoll. Zu den 54 Kilometern Länge gesellen sich noch 1.800 Höhenmeter hinzu, die hinauf und wieder hinunter bewältigt werden wollen. Vor einigen Jahren wollte ich es mal wissen – sehen, was geht. Da bin ich den Rundweg nicht nur zügig abgewandert, sondern an manchen Stellen gar gelaufen. 7 Stunden und 55 Minuten betrug die Zeit nach dem Kraftakt. Diesmal wollte ich es gemütlicher angehen und die Runde möglichst locker hinter mich bringen. Die Zeit sollte nicht im Vordergrund stehen, nur ein langer Tag in der Natur. Ich rechnete mit zwölf Stunden.

Um 07:55 Uhr startete ich am Schloss Martfeld in Schwelm. Über die Höhen zog am Morgen noch ein frisches Lüftchen, das mich leichten Schrittes zum Bahnhof Ennepetal führte und dahinter in die Wälder eintauchen ließ. Doch im Laufe des Vormittages wurde es schnell wärmer. Bald stand die Luft zwischen den Bäumen, die Sonne heizte mir auf staubigen Feldwegen ein und der Schweiß rann munter an mir hinab. Ich hatte drei Liter Wasser im Rucksack und in jeder Pause die Angst, ich würde zu große Schlucke nehmen und das kostbare Gut zu früh komplett in mich hineinkippen. An der Hasper Talsperre war daher die Versuchung groß, aus einem Hahn am Wegesrand zu trinken, der munter vor sich hin plätscherte. Doch die Warnung “Kein Trinkwasser“ ließ mich im letzten Moment doch noch davon Abstand nehmen und mit zunehmend verstärkt am Gaumen klebender Zunge weiterziehen.

Irgendwo im Dunstkreis der Breckerfelder Straße, die ich oberhalb der Talsperre überquerte, lag wohl die Hälfte des Weges hinter mir. Mittlerweile zwickte es am rechten Fuß – eine Blase an der Ferse war im Anmarsch, die mir als neugewonnener Kompagnon auf dieser Wanderrunde noch einige Freude bereiten sollte. Noch trübte sich meine von der sommerlichen Wärme aufgeheizte Stimmung aber nicht allzu sehr und ich lief über Peddenöde, Burg und an Filde vorbei weiter zur Heilenbecker Talsperre. Darüber vergingen die Stunden, doch weitere Kilometer blieben. Langsam wurde es doch noch zu einer zähen Angelegenheit und der Glaube an eine lockere Runde schwand mehr und mehr. Entlang der Spreeler Mühle stieg ich ab zur Wupper und zum Beyenburger Stausee. Viele Kanuten tummelten sich auf dem Wasser, doch ich hatte kaum mehr einen Blick für sie. Nur noch das Ziel vor Augen, nahm ich die letzte Hürde in Angriff. Die Schwelmer Höhe galt es noch zu überwinden, bevor ich um 19:52 Uhr wieder am Schloss Martfeld eintrudelte.

Knapp zwölf Stunden hatte ich gebraucht, so wie am Morgen anvisiert, doch es kostete mich mehr Anstrengung, als erwartet. Muss an dem warmen Wetter gelegen haben, für das es wohl eine große Freude war, mich auszulaugen. Und weil eine kleine Blase kaum der Erzählung wert ist, entstand am Ende des Tages noch eine zweite unter dem linken Ballen. So nahmen beide Füße etwas mit nach Hause, worauf ich selber gut hätte verzichten können.

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